Dass Wespen so unbeliebt sind, liegt an nur 2 der insgesamt 620 in Deutschland vorkommenden Stechwespenarten: Nämlich der Deutschen Wespe (Vespula germanica) und der rechts abgebildeten Gemeinen Wespe (Vespula vulgaris), mit denen wir uns im Folgenden nicht näher beschäftigen werden. Sie zählen mit der Hornisse (Vespa crabro) und sechs weiteren Arten zu den echten Wespen (Vespinae). Es handelt sich dabei um Staatenbildende, also soziale Wespenarten, denen auch noch vier Feldwespenarten (Polistinae) zugerechnet werden, deren Nester allerdings viel kleiner sind. Weit zahlreicher sind dagegen die solitären, also allein lebenden Wespenarten. Und als dritte Gruppe lassen sich die parasitoiden Arten unterscheiden, von denen im Kapitel Gegenspieler die Rede sein soll. Nachfolgend können lediglich ein paar Beispiele vorgestellt werden. Wer sich intensiver mit dem Thema „Wespen“ beschäftigen möchte, dem sei das Standardwerk von Rolf Witt empfohlen.
Hornisse
Unsere mit Abstand größte Wespe ist die Hornisse, die viel harmloser und friedlicher ist als ihr Ruf. Wir widmen ihr eine eigene Seite ...
Dieses Nest wurde Ende August 2014 an einer Beobachtungshütte im Naturschutzgebiet Meerbruchwiesen bei Winzlar aufgenommen. Trotz nasskalter Witterung herrschte reger Flugbetrieb. An den Stapelteichen in Weetzen besiedelten Hornissen einen an der Beobachtungshütte angebrachten Vogelnistkasten (Fotos unten); weil der Platz nicht ausreichte, wurde einfach draußen angebaut.
Staatenbildende Wespenarten
Dolichovespula sylvestris, Waldwespe
Sie gehört zu den Langkopfwespen und baut ihr bis zu 25 cm großes Nest wie die Sächsische Wespe gerne frei hängend an geschützten Stellen, auch in oder an Häusern. Die Völker sind mit höchstens 800-900 Tieren jedoch viel kleiner als die der Gemeinen oder der Deutschen Wespe, deren Völker fünstellige Zahlen erreichen können.
Polistes dominula, Haus-Feldwespe
Die wohl bekannteste der vier in Deutschland vorkommenden Feldwespenarten, zu denen auch die Heide-Feldwespe gehört. Die Haus-Feldwespe wurde früher auch gallische Feldwespe genannt. Ihre kleinen Papiernester ähneln denen der Heide-Feldwespe (nächstes Foto), werden jedoch geschützt in Schuppen oder auf Dachböden angelegt. Die Nester werden jeweils von rund zwei Dutzend Tieren betreut. Dass sie nützlich und friedfertig sind, schützt sie leider nicht vor der Verfolgung.
Polistes nimpha, Heide-Feldwespe
Dieses Foto entstand nicht in der Region, sondern am Idtberg in Kaierde bei Alfeld. Diese Art ist - wohl durch die Klimaerwärmung - erst in den letzten Jahren bis zu uns in den Norden vorgedrungen. Die Nester ähneln Polistes dominula (s.o.), werden jedoch gegen die Witterung ungeschützt an Pflanzstängeln oder Steinen in Bodennähe angebracht.
Solitäre Wespenarten
Alle solitären Wespen sind fürsorgliche Jäger bzw. Jägerinnen, denn die Männchen kümmern sich nicht um den Nachwuchs. Der Giftstachel wird benötigt, um die Beute (Spinnen, Raupen, Larven und dgl.) zu lähmen und ins Nest schleppen zu können. Wir Menschen passen wahrlich nicht in dieses Beuteschema und haben deshalb nichts zu befürchten. Hier einige Beispiele solitärer Wespenarten:
Ancistrocerus nigricornis, Lehmwepse
Bei diesem Tierchen ohne deutschen Namen dürfte es sich um Ancistrocerus nigricornis handeln, eine verbreitete Art, die auch häufig an Nisthilfen anzutreffen ist. Die Brut wird mit Blattkäfer- und Schmetterlingslarven versorgt. Es entstehen zwei Generationen im Jahr, wobei die zweite Brut überwintert, so dass diese Lehmwespenart schon im zeitigen Frühjahr aktiv ist.
Ancistocerus spec., Lehmwespenart
Lehmwespen sind Einsiedler. Sie können ihre Nester aus Lehm irgendwo am Geäst oder Mauerwerk bauen, oder auch Hohlräume dafür nützen, etwa in Nisthilfen, Käferfraßgängen und dgl. Sie sind im Feld nicht leicht voneinander zu unterscheiden.
Auplopus carbonarius, Tönnchen-Wegwespe
Der deutsche Name verweist auf die tönnchenförmigen Nistzellen aus Lehm, von denen eine Wespe bis zu etwa 15 in irgendeinem Versteck anfertigen kann. Jede Zelle wird mit einer Spinne verproviantiert, bevor ein Ei darauf gelegt und die Zelle zugemauert wird. Also noch solch ein fleißiger Spinnenjäger!
Eumenes spec., Pillenwespe
Diese bis zu 17 mm großen Wespen, von denen es in Mitteleuropa 7 nur schwer voneinander unterscheidbare Arten gibt, bauen kleine Brutzellen aus Lehm, die irgendwo an Holz oder Steinen befestigt werden. Jede etwa 1 cm große Brutzelle wird mit einem Ei und einer gelähmten Raupe versorgt und verschlossen. Die Wespe im Foto holt sich gerade Lehm an der Nisthilfe am Badebornteich.
Odynerus spinipes, Gemeine Schornsteinwespe
Typische Wespenerscheinung mit gelben Binden am Hinterleib. Verfüttert ausschließlich Rüsselkäferlarven, (wie auch im Foto zu sehen ist). Beim Bau des Nestes entsteht der charakteristische "Schornstein", der für den Bau der Innenwände und zum Verschließen des Eingangs nach und nach wieder abgebaut wird. Mitunter entstehen dabei mächtige Kolonien wie das Beispiel vom Badebornteich zeigt.
Parasiten: Bunte Goldwespe und evtl. eine Schlupfwespenart.
Pemphredon spec., Grabwespenart
Kleine, schwarze Grabwespen (Spheciformes), die häufig auch in Stängeln oder Bohrlöchern an Nisthilfen auftauchen. Wenn seitlich Platz ist, werden verzweigte Nester (statt Linienbauten) bevorzugt. Zellwände und Nestverschluss werden aus Bohrmehl bzw. Holzgeraspel angefertigt. Auf Blattläuse spezialisiert: Pro Zelle können bis zu 60 Blattläuse eingetragen werden! Wenn Blattläuse in der Nähe sind, können sie im Minutentakt herangeschleppt werden. Parasiten: Gold-, Schlupf-, Gicht- und Erzwespen.
Philanthus triangulum, Bienenwolf
Bei uns die einzige Art, die sich auf Honigbienen spezialisiert hat. Die erwachsenen Wölfe ernähren sich von Nektar, den sie allerdings nicht (wie im Foto links) immer selbst sammeln, sondern auch erbeuteten Honigbienen abpressen können. Die Bienen werden mit dem Giftstachel betäubt und in die oft über eine Meter tiefe Nisthöhle eingetragen. Jedes befruchtete Ei bekommt bis zu 7 Bienen als Nahrungsvorrat, während künftige Männchen mit einem Drittel davon abgespeist werden. Bienenwölfe können an geeigneten trockenwarmen Sand- oder Löss-Standorten große Nistansammlungen bilden.
Bienenwölfe jagen nie direkt am Bienenstock, sondern an Futterpflanzen, wo wie die Bienen am Geruch erkennen. Wildbienen pasen deshalb nicht in ihr Beuteschema. Das Opfer wird mit einem Stich gelähmt und dann in Rückenlage mit den Beinen umklammert zum Nest transportiert. Dort lauert möglichweise schon die Kuckuckswespe Hedychrum rutilans, um ihr Ei auf die erbeutete Biene abzulegen - im Idealfall noch draußen, sonst aber auch drinnen im Nest des Bienenwolfs.
Trypoxylon figulus, Töpfergrabwespe
Eine der häufigsten Grabwespenarten. Nistet im Gegensatz zu den meisten anderen Grabwespen in bereits vorhandenen Hohlräumen, also durchaus auch in Nisthilfen, Lehmlöchern, Pflanzenstängeln u.a. Die Linienbauten können bis zu 20 cm lang sein, bis zu neun Zellen umfassen und mit Dutzenden von Spinnen (vgl. Foto) für den Nachwuchs vollgestopft sein. Also: Wer Spinnen hasst, sollte diese Grabwespe lieben!
Parasitoide Wespenarten
Außer den sozialen und solitären (also staatenbildenden bzw. allein lebenden) Wespen gibt es noch die große Gruppe der parasitoiden Wespen mit sehr unterschiedlichen Formen des Schmarotzertums, darunter auch echte Kuckucks-Wespen. Die Schlupfwespen (Ichneumonidae) gelten mit rund 1000 Arten als die größte Familie unter den Hautflüglern. Doch eines haben alle Schmarotzer-Wespen gemein: Ihr Nachwuchs entwickelt sich auf Kosten anderer Insekten. Das gilt außerdem noch für einige Fliegen- und Käferarten. Im Kapitel „Gegenspieler: Listige Faulpelze“ gibt es Fotos und Informationen zu folgenden Schmarotzer-Wespen:
Chrysis ignita, Gemeine Goldwespe
Chrysis viridula, Bunte Goldwespe
Ephialtes spec., Schlupfwespenart
Ephialtes manifestator, Holzschlupfwespe
Gasteruption jaculator, Schmalbauchwespe
Gasteruption erythrostomum, Schmalbauchwespe
Gasteruption assectator, Gichtwespe
Perithous scurra, Schlupfwespenart
Sapyga clavicornis, Keulenwespe
Sapyga quinquepunktata, 5-Punkt-Keulenwespe
Sapyga decemguttata, 10-Punkt-Keulenwespe