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Bodenfruchtbarkeit

Fruchtbare, humusreiche Böden sind die einzigen Garanten dafür, dass die Welt dauerhaft und gesund ernährt wird. Doch fruchtbare Böden werden durch einseitige Monokulturen im industriellen Maßstab, fortschreitende Verwüstung und Überbeanspruchung immer mehr zerstört und damit auch ihre über- und unterirdische Artenvielfalt; auch bei uns.

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Bodenfruchtbarkeit und Humusaufbau

Ein fruchtbarer Boden ist immer zugleich ein humusreicher, lebendiger, biodiverser Boden, in dem Milliarden Lebewesen mit den Pflanzenwurzeln zum gegenseitigen Vorteil sich miteinander austauschen. Auf ihm wachsen vitale, gegen Schädlinge widerstandsfähigere Pflanzen und sichern damit eine gute Ernte. Wo zugleich vielfältige Kulturen auf Böden im Wechsel, oder als Mischkultur oder Untersaat angebaut werden, und zugleich auf Pestizide aller Art verzichtet wird, entfaltet sich die unterirdische und überirdische Artenvielfalt noch um ein Vielfaches.

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Mehr Lebewesen in einer Handvoll Boden als Menchen auf unserem Planeten

Der im Januar 2021 vorgestellte Bodenreport des BfN zeigt, wie dringend der Handlungsbedarf ist, um fruchtbare, biodiverse Agrarböden zu fördern und damit endlich eine Abkehr einer Landwirtschaft, die auf Glyphosat, Insektiziden und anderen Pestiziden fußt, einzuleiten und der organischen Düngung den Vorrang geben muss:

„Eine Handvoll Erde enthält mehr Lebewesen, als es Menschen auf diesem Planeten gibt. Und doch ist diese Vielfalt bislang kaum erforscht. Dabei haben die Organismen im Boden erheblichen Einfluss auf Erfolg und Misserfolg der Landwirtschaft und werden ihrerseits durch diese beeinflusst. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) hat auf dieses Wissensdefizit reagiert und nun den ersten Bericht zur biologischen Vielfalt in landwirtschaftlich genutzten Böden (Download) vorgelegt.

  • Der erste Report zur Biodiversität landwirtschaftlich genutzter Böden des Bundesamtes für Naturschutz bescheinigt einen ähnlichen Rückgang der Artenvielfalt wie er in Agrarlandschaften überirdisch bereits dokumentiert ist.
  • Eine Neuausrichtung der Landwirtschaft hin zu nachhaltigen Bewirtschaftungsmethoden sei dringend erforderlich, um mögliche Risiken für Ökosysteme und Landwirtschaft abzuwenden.

Um die Ziele zu erreichen, müssten Naturschutz, Landwirtschaft und Politik an einem Strang ziehen, so die Autoren – zumal sich die Vorteile für die Landwirtschaft teilweise erst langfristig einstellen.

Bodenfruchtbarkeit, Humusaufbau und Klimaschutz sind eine untrennbare Einheit

Böden sind wichtigster terrestrischer Kohlenstoffspeicher und damit eine Senke für CO2. Zugleich jedoch entweicht aus Böden neben CO2 auch Methan (25-mal so wirksam wie CO2) und Lachgas (298-mal so wirksam wie CO2); vor allem aus landwirtschaftlich genutzten Moore und durch Überdüngung, Bodenverdichtung sowie Massentierhaltung. Zudem wird durch den Klimawandel und damit zunehmenden Temperaturen der Abbau von Humus beschleunigt. Was also tun? Wichtigste Quellen für Methan sind die intensive Land- und Forstwirtschaft, vor allem die Massentierhaltung. Wichtigste Quellen für Lachgas sind hochdosierte mineralische Düngung und die Massentierhaltung sowie Bodenverdichtungen. Damit wird klar, wo dringender Handlungsbedarf ist.

Es kommt auf jedes Prozent mehr Humus an

Vorwärtsgewandt denken und handeln: Mit jedem Prozent mehr Humus in einem Agrar- oder Gartenboden verbessert sich die Aufnahmefähigkeit des Bodens bei Starkregen und seine Wasserhaltefähigkeit bei längeren Trockenperioden. Böden, die dauerhaften Bewuchs haben – im Winter und mit Gründünger nach der Ernte, sind resistent gegenüber Erosion und lassen Pflanzen vitaler wachsen. Beispielsweise durch Klee im Mais, der nach der Maisernte einen Schub bekommt und den Boden innerhalb kurzer Zeit vollständig bedeckt.

Mehr Humus bedeutet immer zugleich mehr Bodenfruchtbarkeit und mehr Bodenleben. Böden, die dauerhaft ihren Humusgehalt vermehren, tragen in vielfacher Hinsicht zum Klimaschutz bei: In ihnen wird Kohlenstoff aus CO2 gespeichert und der Atmosphäre entzogen. Zugleich sind sie gegen die mit dem Klimawandel zunehmenden Wetterextreme widerstandsfähiger.

Kritiker des Humusaufbaus hingegen behaupten, dass unsere Agrarböden je nach Bodentyp nur bedingt viel Humus aufbauen können und bald ihr Maximum erreichen würden. Die Praxis beweist das Gegenteil, wie es Sepp Braun, Biolandwirt in Bayern, schon vor vielen Jahren gezeigt hat. Der Humus in seinen Böden wächst Jahr für Jahr. Auch die besonders humusreichen Gartenböden in alten Klostergärten oder in über Jahrzehnte bewirtschafteten Kleingärten zeigen, dass sehr hohe und dauerhaft stabile Humuswerte möglich sind. In der Ökoregion Kaindorf hat Gerald Dunst anhand der Auswertung der Humusdatenbank gezeigt, dass ab einem Humuswert von ca. 5% im Boden, sich dieser selbst reguliert und stabilisiert.

Terra Preta - Nordic Dark Earth - Schwarzerden

Bekannt sind auch die Terra Preta Böden, die in den letzten Jahrzehnten in Brasilien u.a. erforscht wurden. Auf den humusarmen tropischen, ausgewaschenen Ferralsol-Böden wurde von Menschen über Jahrhunderte eine meterdicke Schicht fruchtbare Schwarzerde geschaffen, in der organische Reste, Knochen, Gräten, Fäkalien zusammen mit Pflanzenkohle stabile Komplexe gebildet hat, die bis heute fruchtbar ist. Mittlerweile sind auch in anderen südlichen Ländern solche anthropogenen Schwarzerden erforscht worden und sogar bei uns im Wendland die Nordic Dark Earth. Bereits Justus Freiherr von Liebig verweist in seinen „Naturwissenschaftliche Briefe über die moderne Landwirthschaft“ 1859 auf  Schwarzerden, die in China von Bauern als besonders wertvoller Dünger aus pyrolisierter Holzkohle und tierischem Dünger bestanden. Dieser Pflanzenkohle-Dünger war so wertvoll, dass er ausschließlich in Pflanzlöcher gegeben wurde und zu sehr gutem Pflanzenwachstum führte. Heute wird dies in Nepal von Kleinbauern praktiziert mit sehr guten Erfolgen beim Baumpflanzen und erstaunlich hohen Erträgen beim Gemüseanbau.

Eine gute Zusammenfassung im Auftrag der UNEP ist von Stefan Schwarzer zu den Potentialen zur Kohlenstoffspeicherung in Böden im Buch "Humusrevolution" zu lesen.

Wir brauchen nicht noch mehr Chemie, sondern bewährte Praxisbeispiele

Viele Landwirt*innen sind zurecht skeptisch, weil sie alle paar Jahre „von oben“ wieder neue Vorgaben zum Bewirtschaften bekommen, die sich bald wieder ändern und alles auf den Kopf stellen. Was wir brauchen, sind aber ganz konkrete Erfahrungen aus der Praxis die überzeugen und sich Nachmachen lassen: z:b: in Praxisworkshops – wie sie u.a. von der Grünen Brücke durchgeführt werden, bei Feldtagen wie sie sehr erfolgreich schön länger im Chiemgau durchgeführt werden.

Mittlerweile hat sich weltweit eine engagierte Szene von Wissenschaftler*innen, Bäuer*innen, Gärtner*innen und Urban-Garding-Aktivist*innen vernetzt, um sich mit positiven Beispielen und Erfahrungen auszutauschen und mit statt gegen die Natur zu wirtschaften. Stichworte sind Permakultur, Regenerative oder Aufbauende Landwirtschaft und Terra Preta-Kultur. Diese Bewegung versteht sich als Alternative zu eine agroindustriellen Landwirtschaft, die auf Gentechnik, Glyphosat und Chemiedünger immer mehr ehemals lebendige Böden weltweit zerstört. Einher geht dies mit der Stärkung der bäuerlichen Landwirtschaft: die Ertragssteigerung durch intensive Kulturen und deren Unabhängigkeit von teuren mineralischen Düngemitteln sind dabei das wesentliche Ziel sowie die Schließung regionaler organischer Kreisläufe und der regionalen Lebensmittelproduktion, beispielsweise durch viele neue SoLaWis – wie auch in der Hannover Region. Ein besonders interessantes, da auch wirtschaftlich sehr erfolgreiches Konzept, wird auf der Permakulturfarm Bec Hellouin verwirklicht.

Sibylle Maurer-Wohlatz


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Tagung Humusaufbau 2018

Die Tagung "Humusaufbau - Chance für Landwirtschaft und Gartenbau gegen den Klimawandel" am 23. November 2018 war mit rund 185 TeilnehmerInnen sehr gut besucht. Wo Böden aufgrund des höheren Humusgehaltes und reduzierter Bodenbearbeitung eine verbesserte Agregatstabilität haben, sind sie widerstandsfähiger gegen Wetterextreme und die Folgen des Folgen des Klimawandels, also zunehmende Trockenheit und Temperaturen, Starkregenereignisse oder Stürme. Zugleich sind solche Böden viel diverser, haben ein aktives Bodenleben und eine gute Bodenfruchtbarkeit, was sich sowohl auf den Ertrag als auch die Pflanzengesundheit positiv auswirkt. Auf dem Foto sind Regenwurmröhren zu sehen, die vorzugsweise von Wurzeln besiedelt werden.

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Bodenleben fördert Bodenfruchtbarkeit

Grundidee für die BUND Tagung "Bodenleben fördert Bodenfruchtbarkeit" war, dass der wesentliche Faktor für die Bodenfruchtbarkeit - ein aktives Bodenleben - in der öffentlichen Diskussion in den letzten Jahrzehnten völlig in den Hintergrund gerückt ist. Das Wissen, was noch bis in den 1950er Jahren präsent war, ist durch eine intensive Landwirtschaft, die auf Mineraldünger und Pestizideinsatz Hochleistungserträge produziert, verloren gegangen. Deshalb möchten wir interessierten Laien ebenso wie Experten und Entscheidungsträgern dieses Thema nahebringen, damit der Boden wieder als komplexer lebendiger Organismus begriffen wird, den es zu schonen und humusaufbauend zu pflegen gilt. Die Trockenheit der Hitzesommer gefährdet die Bodenlebewesen; daher sind vielfältige Maßnahmen notwendig, um Feuchtigkeit im Boden zu speichern und vor Verdunstung zu schützen.

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BUND Positionspapier zu Pflanzenkohlekompost nach Terra Preta Art

Die innerverbandliche Diskussion und Kontroverse im BUND zum Thema Pflanzenkohle und Terra Preta hat einige aktive BUND Kreisgruppen bundesweit, die sich mit der Praxis und Anwendung dieser Kulturtechnik beschäftigen, veranlasst zum Thema "Qualitätssicherung von Pflanzenkohle" unsere gemeinsame Position darzulegen: "Bedeutung von Pflanzenkohle und Pflanzenkohle-Kompost nach Terra Preta Art für eine nachhaltige Agrikultur. Eine Bewertung aus Sicht des BUND"

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