BUND Tagung "Humusaufbau - Chance für Landwirtschaft und Gartenbau gegen den Klimawandel"

Die ganztägige Veranstaltung "Humusaufbau - Chance für Landwirtschaft und Gartenbau gegen den Klimawandel" am 23. November 2018 in Hannover war mit rund 185 TeilnehmerInnen gut besucht. Der Tagungsreader ist hier als pdf. zum Download

Wo Böden aufgrund des höheren Humusgehaltes und reduzierter Bodenbearbeitung eine verbesserte Agregatstabilität haben, sind sie widerstandsfähiger gegen Wetterextreme und die Folgen des Klimawandels wie zunehmende Trockenheit und Hitze, Starkregen und Stürme. Zugleich sind solche Böden viel biodiverser, verfügen über mehr Bodenleben und damit Bodenfruchtbarkeit, was sich sowohl auf den Ertrag als auch die Pflanzengesundheit positiv auswirkt.

Das Thema ist komplex. Es bietet sich an, gemeinsam mit anderen Verbänden/Institutionen einzelne Fragestellungen zum Thema Humusaufbau zu vertiefen und Folgeveranstaltungen zu planen, um Schritt für Schritt in Theorie und Praxis zu vermitteln, wie Humusaufbau - bzw. die Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit sich umsetzen lässt. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Wurzelausscheidungen (Glomalin) von Pflanzen für ihre "Verbündeten", die Bodenpilze, was Christine Jones als "liquid carbon pathway" beschreibt. Dadurch entsteht Dauerhumus, der anders als bei reiner organischer Düngung, nicht wieder vollständig durch das Pflanzenwachstum "verbraucht" wird. "Eine Reduzierung der Bodenbearbeitung verhindert nicht nur den direkten Verlust an organischer Substanz, sondern auch die Zerstörung von Hyphengeflechten und Nährstoffaustauschnetzwerken im Boden." S.15 Tagungsreader

Foto: Otto Ehrmann "Wurzeln in Regenwurmröhren" - gut zu sehen, welche Rolle Regenwürmer zur Bodenlockerung, Nährstoffaufbereitung, Wasserversickerung und Humusbildung beitragen.

Wir danken der Niedersächsischen BINGO Umweltstiftung für die Förderung der Tagung, ohne diese wäre sie nicht möglich gewesen! Wir danken auch dem ehrenamtlichen Engagement bei der Planung und auch für Durchführung der Tagung am 23. November allen daran beteiligten BUND Mitgliedern und insbesondere der Moderatorin Prof. Dr. Claudia Kammann von der Universität Geisenheim.

Warum die Tagung Bodenleben-Bodenfruchtbarkeit topaktuell ist

Was ist Humus überhaupt? Welche wichtige Rolle kann dabei Pflanzenkohle spielen? Engagierte Wissenschaftler*innen und Praktiker haben uns das Thema und Lösungsansätze für eine an den Klimawandel angepasste Landwirtschaft näher gebracht. Dabei steht der gesunde Boden mit einem hohen Gehalt an organischer Substanz im Mittelpunkt. Als wir die Tagung zu Humusaufbau und Klimawandel im letzten Jahr planten, war für uns Veranstalter nicht voraussehbar, welche Brisanz das Thema im Sommer 2018 und den folgenden Hitzesommern bekommen würde. Wo  Humusaufbau konsequent verfolgt wird, der Boden rund um das Jahr bedeckt ist, sind Böden deutlich resilienter gegen extreme Wetterereignisse, die auch in unseren Regionen immer häufiger werden. Doch mit steigenden Temperaturen wird Humus schneller abgebaut; ein Humusschwund droht mit dramatischen Folgen. Deshalb bekommt eine aufbauende Landwirtschaft immer mehr Bedeutung - für konventionelle und für biologisch wirtschaftende Beetriebe. Aus aktuellen Anlaß sollte auch gefragt werden, welche bislang unterschätzen Effekte die Kohlenstoffspeicherung im Boden für den praktischen Klimaschutz hat?

Foto: Otto Ehrmann "Regenwurmröhren mit Wurzeln"

Der beste Weg ist deshalb eine konsequente Wende in der Förderpraxis der Europäischen Union. Das ist so aktuell wie noch nie zuvor: nicht mehr  die Fläche, sondern ausschließlich die Leistung der Landwirtschaft für Humusaufbau, Klimaschutz und Biodiversität dürfen in Zukunft honoriert werden. Dadurch wären alle landwirtschaftlichen Betriebe gefordert. Möglich sind auch Modelle, bei denen Mehrleistungen einer klimagerechten Landwirtschaft innerhalb einer Region durch Emittenten von Treibhausgasen aus anderen Wirtschaftszweigen derselben Region ausgeglichen werden. Dies zeigt das Beispiel der Ökoregion Kaindorf in Österreich. Das darf jedoch die Emittenten von CO2 nicht davon entlassen, in allen Betriebsbereichen und den Lieferketten daran zu arbeiten, selber klimaneutral zu werden.

Warum sich auf jeden Fall ein Umsteuern lohnt und letztendlich auch rechnet, zeigen ein Landwirt aus Brandenburg und ein Projekt aus Berlin im Tiergarten  "Biokohle im Tierpark Berlin-Friedrichsfelde zur Speicherung von Kohlenstoff und Schließung von Kreisläufen". Diese Beispiele machen Mut und lassen sich auch andernorts umsetzen.

Es wurde auf der Tagung gezeigt, welche Rolle Graslandgesellschaften als Humusspeicher spielen, weit mehr als Ackerböden. Gräser haben eine enorme Wurzelmasse, die die oberirdischen Pflanzenteile weit überragt. Der Aufbau der Wurzelmasse und damit des Humus von morgen funktioniert jedoch nur bei entsprechender Rasenpflege, behutsamer zwei- bis dreimaliger Mahd oder Weidemanagement - also nicht bei ständigem Rasenmähen oder intensiver Grünlandnutzung.

Foto: Dr. Sonja Dreymann "Graswurzeln mit Erdbehang".

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