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Wildbienen: Emsige Sammler

Nachfolgend eine kleine Auswahl einiger in der Region Hannover vorkommenden Wildbienen, die vom Macher dieser Website mehr oder weniger zufällig beobachtet und fotografiert wurden

Die oft sehr deutlichen Unterschiede zwischen den Geschlechtern werden im folgenden meist außer acht gelassen. Hier nur so viel: Männchen sind meist etwas kleiner, schlanker und langfühliger, da ihre Antennen meist 13 Glieder aufweisen, die der Weibchen dagegen nur 12. Ihr "Gesicht" wird häufig durch weiß- oder gelbliche Haare geprägt. Sie kümmern sich nicht um den Nachwuchs und brauchen deshalb auch keine Vorrichtung zum Pollensammeln.

Die weiblichen Wildbienen sind (mit Ausnahme der Kuckucksbienen!) dagegen alle emsige Sammler, die unermüdlich Nektar und Pollen ins Nest eintragen: Egal ob sich dieses im Boden befindet oder in Käferfraßgängen, in hölzernen Bohrlöchern, an Steilwänden, in markhaltigen Stängeln, in Schneckenhäusern oder in selbst gezimmerten Lehmnestern.

Andrena agilissima, Blauschillernde Sandbiene

Sie ist die Biene des Jahres 2019. Ausgesprochen hübsch und auffallend mit ihrem blaumetallischen Körper, dem blauschwarzen Hinterleib, den blau reflektierenden Flügeln und der weiß kontrastierenden Behaarung an Kopf, Brust und Hinterbeinen. Das vereinzelte Vorkommen dieser gefährdeten Art war bei uns seither auf die tieferen, wärmegeprägten Lagen im Süden und Südosten beschränkt. Aber in jüngster Zeit wurde sie vereinzelt auch im südniedersächsischen Berg- und Hügelland beobachtet. So wurde sie von Thomas Fechtler im Mai 2019 im Rahmen des Projekts "Ökologische Nische Friedhof" auf dem Parkfriedhof Junkerberg in Göttingen nachgewiesen, wo sie von Jakob Grabow-Klucken typischerweise auf Gelbsenf fotografiert wurde.

 


Andrena bicolor, Zweifarbige Sandbiene

Eine relativ häufige, schon im März fliegende Sandbiene, die in frischem Zustand an ihrer rotbraunen Brustoberseite, den schwarzen Gesichtshaaren, hellen Tergitbinden und den braungelben Beinbürsten relativ gut erkenntlich ist.

Diese nur knapp 10 mm kleine Biene gräbt ihre Niströhre bis zu einem Meter tief (!) in die Erde und stellt dabei keine Ansprüche an die Bodenstruktur. Zwei Generation im Jahr, wobei die 2. Generation  besonders gerne auf Glockenblumen fliegt.

 


 

Andrena flavipes, Gewöhnliche Sandbiene

Eine von über 100 Sandbienenarten in Deutschland. In zwei Generationen von April bis August. Der Honigbiene ziemlich ähnlich, aber mit stärker betonten hellen Streifen am Hinterleib. Häufig. Gräbt sich Niströhren in sandige oder lehmige Böden.

Das Foto links nahm Eckhard von Holdt am Kronsberg auf. Die Fotos unten entstanden in Ronnenberg und am Badebornteich. Parasit: Wespenbienen.

Andrena flavipes, frischgeschlüpftes Männchen
Andrena flavipes, abgeflogenes Weibchen

Andrena florea, Zaunrüben-Sandbiene

Sie ist die Wildbiene des Jahres 2015. Im gleichen Jahr wurde sie von Rolf Witt erstmals in Hannover auf der Alten Bult nachgewiesen. Inzwischen scheint sie sich bei uns fest etabliert zu haben: Das nebenstehende Foto hat Eckhard von Holdt am 1. Juni 2017 nahe der Dornröschenbrücke aufgenommen. Bei einem Kontrollgang wenige Tage später ließen sich die Bienen auch noch an drei anderen Stellen an Bryonia-Blüten blicken, besonders viele an der Waldorfschule am Maschsee. Laut Paul Westrich markiert die Linie Niederrhein-Hannover-Berlin derzeit die nördliche Verbreitungsgrenze von Andrena florea (persönliche Mitteilung).

Wie der Name schon vermuten lässt, ist die Zaunrüben-Sandbiene oligolektisch auf den Pollen der Zaunrübe (Bryonia) angewiesen, ein in Niedersachsen selten gewordenes Kürbisgewächs, von dem es zwei Arten gibt: Die Weiße Zaunrübe ist in Hannover praktisch verschwunden, und von der Rotfruchtigen oder Zweihäusigen Art (Bryonia dioica) sind nur noch Restbestände vorhanden. Erschwerend kommt hinzu, dass nur die männlichen Pflanzen Pollen liefern. Deshalb haben wir vom BUND Region Hannover im Herbst 2015 einige der roten Früchte geerntet, Jungpflanzen gezüchtet und im Herbst 2016 auf der Alten Bult ausgepflanzt. Mit Erfolg: Bei einem Kontrollgang Ende Juni 2017 fanden wir dort insgesamt 35 blühende Zaunrüben, davon ca. 15 Jungpflanzen!

Andrena fulva, Fuchsrote Lockensandbiene

Fraglos eine unserer auffälligsten und hübschesten Bienen mit ihrem leuchtend gelb-roten Pelz, der später etwas verblasst und damit den Trivialnamen Goldbiene rechtfertigt. Im April und Mai sind die Weibchen relativ häufig auch in (naturnahen!) Gärten unterwegs wie hier in Benthe. Sie nisten gerne in lückenhaftem Rasen, auf Trampelpfaden oder zwischen Wegplatten rund einen halben Meter tief in der Erde. Wichtiger Bestäuber, fliegt besonders auf Johannis- und Stachelbeerbüsche. Kuckuck: Nomada signata und panzeri.

Andrena fulva an Johannisbeerblüte
Sonnenbad auf Gartenschlauch

Andrena haemorrhoa, Rotschopfige Sandbiene

Das Bienchen links sonnt sich am Burgberg bei Bevern auf einer Frauenschuhblüte. Die Art ist jedoch auch in der Region recht häufig vertreten, wie die untenstehenden Fotos vom Badebornteich zeigen. Diese Sandbienenart kommt in vielen unteschiedlichen Lebensräumen vor und ist auch nicht auf bestimmte Blüten angewiesen.  Andrena haemorrhoa ist von April bis Juni aktiv. Ihr Kuckuck ist die Wespenbiene Nomada ruficornis.

Andrena vaga, Weiden-Sandbiene

Dieses (weibliche) Exemplar wurde zwar nahe Helstorf abgelichtet, Weiden-Sandbienen sind jedoch auch in der Region überall relativ häufig, wo es Weiden und Sandböden gibt. Die Männchen fliegen schon Ende Februar, die Weibchen ab Mitte März. In geeignetem Gelände entstehen oft große Kolonien mit hunderten Bodennestern, die nach jedem Sammelflug wieder zugescharrt werden. Das hilft freilich wenig gegen die Wespenbiene Nomada lathburiana.

Anthidium manicatum, Garten-Wollbiene

Juli bis Ende August. Wildbiene des Jahres 2014. Männchen bis 18 mm, Weibchen kleiner. Äußerst rasante Flieger. Männchen verhalten sich sehr aggressiv gegen vermeintliche Konkurrenz. Auffallend durch wespenartige schwarz-gelbe Zeichnung am Hinterleib. Im Foto eine Paarung auf Ziest. Parasit: Düsterbiene.

Frühlings-Pelzbiene, w, helle Form

Anthophora plumipes, Frühlings-Pelzbiene

März bis Mitte Juni. Erinnert mit ihrem 14 mm, dem dichtem Pelz, der pummeligen Figur und dem lauten Fluggeräusch an eine Hummel. Der rasante Flug gleicht jedoch eher dem von Kolibris oder Libellen. Das Foto links zeigt eine männchliche Pelzbiene.
Die Weibchen (Fotos unten) graben sich Gänge in Steilwände (Lehm) und hinterlassen einen weiß gefärbten Verschluss. Häufig auch an Nisthilfen.
Parasiten: Trauerbienen, Pelzbienenölkäfer, Trauerschweber.

Anthophora quadrimaculata, Vierfleck-Pelzbiene

Im Gegensatz zur Frühlings-Pelzbiene ist diese Pelzbiene eine ausgesprochene Sommerart. Sie fliegt von Mai bis August. Auffallend sind die hell-grünen Augen.

Die Nistgänge werden in Steilwänden und Abbruchkanten aus Löss oder Lehm selbst gegraben, gerne auch in Nisthilfen. Bei uns im Norden ist diese Art deutlich seltener als im Süden; sie gilt hier als stark gefährdet.

Parasit: Sandgängerbiene Ammobates punctatus

Colletes daviesanus, Buckel-Seidenbiene

Eine häufige, 7-9 mm kleine Sommerart, die besonders gerne Rainfarn aufsucht. Kennzeichnend ist ihr braun bepelzter und leicht gewölbter Rücken. Sie nistet im Gegensatz zu anderen Seidenbienen nicht im Boden, sondern in Steilwänden, gerne auch in Lehm-Nisthilfen. Der Nestverschluss besteht (wie auch bei den eng verwandten Maskenbienen) aus einem cellophanartigen Häutchen, das allerdings nicht am Röhrenausgang angebracht wird, sondern über 1 cm zurückversetzt. Parasit: Filzbiene Epeolus variegatus

Colletes hederae, Efeu-Seidenbiene

Sie wurde in Deutschland erst 1993 nachgewiesen, hat sich seit 2006 jedoch rasant ausgebreitet und ist inzwischen auch im Norden abgekommen. Paul Westrich geht davon aus, dass diese auf Efeu angewiesene Biene bald schon eine der häufigsten Arten der Ebene und des Hügellandes sein wird. Was wohl auch daran liegt, dass Efeu-Seidenbienen bei der Wahl ihres Nistplatzes und Lebensraums sehr flexibel sind und auch bei relativ kühlen Temperaturen noch fliegen. Dieses Weibchen wurde Ende September 2018 in Ronnenberg aufgenommen.

Dasypoda hirtipes, Braunbürstige Hosenbiene

Das Foto links entstand Ende Juli 2015 im Wendland: Das Weibchen entfernt sich hier rückwärts paddelnd von seiner Nisthöhle, um den eben ausgegrabenen Sand wegzuscharren. Diese etwa 12-15 mm großen Tierchen sind auf lockere und weitgehend vegetationsfreie Sandböden angewiesen; die Brutröhren werden bis zu 1 m tief in die Erde gegraben.

 


Braunbürstige Hosenbienen gibt es freilich auch in der Region Hannover. Rolf Witt hat sie an drei verschiedenen Standorten nachgewiesen. Die Fotos unten entstanden Mitte Juli 2016 am Rande eines Parkplatzes in Ronnenberg. Der gelbe Pollen mag irritieren, aber im Foto links ist deutlich zu erkennen, dass sich unter all dem Gelb etwas Braunbürstiges befindet...

Epeoloides coecutiens, Schmuckbiene: Kuckucksbiene

Halictus scabiosae, Gelbbindige Furchenbiene

Für weibliche Furchenbienen ist die „Furche“ am Hinterleibsende typisch. Die weit über hundert Halictus-Arten sind nur schwer zu unterscheiden; doch dies dürfte Halictus scabiosae sein, die Wildbiene des Jahres 2018. Furchenbienen paaren sich im Spätsommer. Während die Männchen danach sterben, überwintern die (befruchteten) Weibchen in ihren bis zu 60 cm tiefen Erdlöchern, um dort im kommenden Frühjahr ihren eigenen kleinen Bienenstaat zu gründen, (falls sie nicht von einer Blutbiene (Sphecodes) daran gehindert werden).

Hylaeus communis, Gewöhnliche Maskenbiene

Mai bis Ende Juli, mitunter 2. Generation im August/September. 4-7 mm, schwarz, unbehaart, Männchen mit auffallender, gelber oder weißer Gesichtszeichnung (Maske). Maskenbienen sind Kropfsammler: Sie verschlucken den Pollen und bringen ihn im Kropf zum Nest, wo sie ihn zusammen mit dem Nektar auswürgen. Die 2-4 mm schmale Niströhre wird am Ende mit einem mit durchsichtigen Häutchen verschlossen. 
Parasit: Schmalbauchwespen.

Hylaeus signatus, Reseden-Maskenbiene

Dieses 6-8 mm kleine, schwarze unbehaarte Bienchen stellt zwar keine großen Ansprüche an ihren Nistplatz, ist jedoch zwingend auf Reseda angewiesen - auch unter dem Namen Gelber Wau oder Färber-Wau bekannt. Damit lasen sie sich relativ leicht in den eigenen Garten locken. Die Männchen kennzeichnet eine auffallende weiße Gesichtsmaske, die Weibchen (Foto) zwei senkrechte gelbe Gesichtsflecken. Flugzeit Juni bis Juli, evtl. auch 2. Generation August-September. 
Parasit: Schmalbauchwespen.

Lassioglossum calceatum, Gewöhnliche Schmalbiene

Eng verwandt mit Furchenbienen. Auch sie verpaaren sich in ihren Erdnestern, überwintern dort und gründen im Frühjahr ihren eigenen Staat. Die nur 8-10 mm großen Tierchen fliegen von März bis Oktober und sind weit verbreitet. Die verschiedenen Schmalbienenarten sind nur schwer voneinander zu unterscheiden. Die selteneren Männchen sind an ihren drei roten Tergiten erkenntlich; links ein Männchen, rechts zwei Weibchen. Das Foto wurde von Kirsten Wedlich am Kronsberg aufgenommen. Parasit: Blutbienen

Macropis europaea, Auen-Schenkelbiene

Macropis europaea, Auen-Schenkelbiene

Dieses Weibchen (noch ohne Pollen) wurde von Georg Wilhelm zwar im Wendland aufgenommen, die Art fliegt im Hochsommer aber auch in unserer Region, z.B. an der Gracht in Herrenhausen. Sie ist an das Vorkommen von Gilbweiderich gebunden, dessen Blütenöl mit Pollen vermischt als Klumpen an den Hinterbeinen geheftet und so für den Nachwuchs in die Erdnester transportiert wird. Nektar ist als Beigabe unwichtig, wird jedoch für die Eigenversorgung benötigt.
Brutparasit ist die Schmuckbiene

Megachile ericetorum, Platterbsen-Mörtelbiene

Eine mit 12-14 mm recht große und hübsche Biene. Dieses Weibchen links hat Kirsten Wedlich an der „Rodelbahn“ gegenüber der Gaim in Hannover fotografiert. Kennzeichnend sind die hellen Haarbinden am Hinterleib und der goldgelbe Pollenbauch. 
Die Biene unten suchte sich im Juni 2018 am Badebornteich bei Benthe ausgerechnet einen Schaukasten als Nistplatz aus und gab damit das Geheimnis ihrer Niströhren preis: Die beiden etwa 4 cm langen Gebilde links wurden von ihr gezimmert, alle anderen Nester haben Rostrote Mauerbienen gebaut und belegt.

Megachile rotundata, Luzerne-Blattschneiderbiene

Mitte Juni bis Mitte August. Mit 7-9 mm deutlich kleiner als Garten-Blattschneiderbiene, schlank, schwarz mit zarten weißen Binden am Hinterleib. Die Weibchen fallen meist durch eine weiße Bauchbürste auf. Im Süden erheblich häufiger als bei uns im Norden. In die Niströhren werden mitunter auch bunte Blütenblätter eingebaut. Parasit: Kegelbiene.

Die Elfenblume liefert jede Menge Nistmaterial,
aber manchmal findet sich auch eine Rosenblüte.

Megachile willughbiella, Garten-Blattschneiderbiene

Juni bis Ende August, manchmal  noch eine zweite Generation. Häufigste Blattschneiderbiene. Mit 12 bis 16 mm relativ groß. Ähnelt der Honigbiene. Fliegt schnell und gewandt mit lautem Fluggeräusch. Nistet im Totholz, in Mauerfugen und - wie man sieht - auch in Blumentöpfen. Typisch: Der nach oben abgewinkelte Hinterleib beim Pollensammeln. Die Biene im Foto bringt den Ausschnitt eines Hainbuchen-Blattes ins Nest. Parasit: Kegelbiene, Trauerschweber.

Mehrere Bienen benutzen denselben Eingang
Der Pollen wird mit dem Bauch gesammelt

Melecta albifrons, Gewöhnliche Trauerbiene: Kuckucksbiene

Nomada goodeniana, Feld-Wespenbiene: Kuckucksbiene

Nomada lathburiana, Rothaarige Wespenbiene: Kuckucksbiene

Nomada ruficornis, Rotfühler-Wespenbiene: Kuckucksbiene

Osmia adunca, Natternkopf-Mauerbiene

Dieses Foto enstand (leider) nicht in der Region, sondern am Rande der Schwäbischen Alb an einem Kalk-Magerrasen-Südhang in Blaubeuren. Rolf Witt hat die Art jedoch 2015 auch in Hannover nachgewiesen („Kinderwald“ zwischen A2 und Mittellandkanal). Osmia adunca ist streng auf Natternkopf  angewiesen. Die Art ist bundesweit zwar noch verbreitet, in Niedersachsen jedoch stark gefährdet. Das Foto zeigt ein Weibchen an Gewöhnlichem Natternkopf (Echium vulgare).

Osmia bicolor, Zweifarbige Schneckenhausbiene

Die Wildbiene des Jahres 2013 hat Hartmut Morgenthal fotografiert. Sie ähnelt der gehörnten Mauerbiene. Meist zwei Generationen. Besiedelt ausschließlich Schneckenhäuser, und betreibt dabei als einzige Biene eine aufwändige Brutfürsorge: Nachdem die Öffnung sorgfältig zugemauert und zur Erde hin umgedreht wurde, wird das Haus mit einem Gemisch aus Pflanzenteilen und Speichel grün getarnt und unter Gras, Tannennadeln und Ähnlichem versteckt.

Osmia bicornis, Rostrote Mauerbiene

Ende März bis Ende Juni. Eine sehr anspruchslose und anpassungsfähige Art, und deshalb auch im Siedlungsbereich weit verbreitet. Häufig an Nisthilfen, aber auch in allen möglichen anderen Hohlräumen mit etwa 5-7 mm Durchmesser. Hier ist zu sehen, was sich hinter dem grob gemauerter Verschluss abspielt. Auffallende Hörnchen am Kopfschild. Oberseits orange-braun. Etwa so groß wie Honigbiene. Im Bild ein Weibchen. Parasit: Taufliege, Trauerschweber.

Paarung: 3 Männchen umklammern 1 Weibchen
Sie hat die Tortur bereits hinter sich

Osmia caerulescens. Stahlblaue Mauerbiene

Die Farbe trifft nur auf die Weibchen mehr oder weniger zu (Foto). Die Männchen schmücken sich dagegen mit einem gelb-braunen Pelz und auffallend grünen Augen. Zellwände und Nestverschluss werden aus zerkautem Blatt-, seltener auch aus Blütenmaterial gemauert. Stahlblaue Mauerbienen sind weit verbreitet und häufig auch an Nisthilfen. Die Flugzeiten reichen von März bis zum Herbst mit einer zweiten Generation ab Juli. Parasiten: Keulhornwespen (Sapyga clavicornis und Sapyga quinquepunctata).

Osmia (Chelostoma) campanularum, (Kleine) Glockenblumen-Scherenbiene

Dieser nur etwa 5 mm große Winzling ist wie die größere Schwesternart (s.o.) auf Glockenblumengewächse angewiesen. Im Foto ein Männchen auf Rundblättriger Glockenblume (Campanula rotundifolia). Die Männchen erscheinen etwa Mitte Juni, die Weibchen etwas später. Sie nehmen gerne Nisthilfen an, falls dort Bohrungen oder Halme mit nur 2-3 mm Durchmesser vorhanden sind. (Anmerkung: Chelestoma distinctum sieht praktisch gleich aus, ist laut Scheuchl in Niedersachsen aber noch nicht nachgewiesen).

Osmia cornuta, Gehörnte Mauerbiene

Fliegt schon Anfang März bis Anfang Juni. Häufig an Nisthilfen, sofern die Gänge zuvor noch nie besetzt waren. Verschluss grob gemauert. Sehr auffallend durch die langen "Hörner", den schwarzen Thorax und das leuchtend rot bepelzte Hinterteil. Die Männchen sind an ihrem weißen Gesicht zu erkennen. Parasit: Taufliege (aber eher selten), Trauerschweber.

Osmia (Chelestoma) florisomne, Hahnenfuß-Scherenbiene

Mitte April bis Mitte Juli. 7-11 mm. Schwarz mit hellen Streifen am Hinterleib. Im Gegensatz zur Glockenblumen-Scherenbiene lange, scherenartige Oberkiefer. Auf Hahnenfußgewächse spezialisiert, dadurch oft gelbe Bauchbürste. Parasit: Keulenwespe Sapyga clavicornis.

Sie kann sich noch so viel Mühe geben...
...die Keulenwespe wird ins Nest eindringen!

Osmia (Chelostoma) rapunculi, (Große) Glockenblumen-Scherenbiene

Anfang Juni bis Ende August. Streng an Glockenblumen gebunden, dadurch fallen die Weibchen oft durch ihren weißen Pollen-Bauch auf. Ähnlich wie auch die Hahnenfuß-Scherenbiene schwarz, schlank und relativ klein (8-10 mm), aber mit kurzen Mandibeln. Auffallend dunkler, fast schwarzer Nestverschluss. Parasit: Keulenwespe Sapyga clavicornis.

Glockenblumen bieten Pollen und Nektar...
... und ein trockenes Plätzchen zum Schlafen

Osmia (Heriades) truncorum, Gemeine Löcherbiene

Mitte Juni bis September sehr häufig an Nisthilfen. Besetzt am liebsten kleine Bohrlöcher oder Röhrchen (3-4 mm), weicht aber ggf. auch auf größere Öffnungen aus.
Die Niströhren werden vor der Eiablage jeweils gründlich geputzt und ausgeräumt, egal ob es Reste vom Vorjahr sind, oder auch die frisch bestückte Niströhre einer Nachbarin (Fotos unten).

Löcherbienen sind nur 6-8 mm groß, schwarz und - sofern weiblich - fast immer mit knallgelbem Pollenbauch. Auf dem Foto links schaut allerdings ein Männchen aus der Röhre.

Parasiten: Keulenwespe Sapygina decemguttata, Holzschlupfwespe, Düsterbiene, Trauerschweber.

Auch Spinnen können gefährlich werden...

Während sie sich mit einer XXL-Röhre abmüht...
...hatte sie offensichtlich das bessere Augenmaß
Hier wird eine Made der Nachbarin geklaut...
...und samt Vorräten aus dem Nest geräumt

Xylocopa violacea, Blauschwarze Holzbiene

Die wärmeliebende Blauschwarze Holzbiene erinnert als unsere größte Wildbiene stark an eine Hummel, ist aber durch ihre Größe (20-25 mm), die schwarze Behaarung und die blauschwarzen Flügel unverkennbar. Holzbienen nagen sich ihre bis zu 30 cm lange Brutkammern in abgestorbenes (aber noch nicht morsches!) Holz in sonniger Lage, bevorzugt in Laubholz.
Beide Geschlechter überwintern in geeigneten Verstecken und paaren sich im zeitigen Frühjahr. Sie lassen sich an warmen Tagen auch schon mal im Winter blicken wie dieses Männchen (links), das Marion Heinemann am 3. Februar 2020 in Hannover-Davenstedt angetroffen hat. Wer den Holzbienen helfen möchte, sollte Totholz im Garten liegen lassen und vor allem reichlich Schmetterlings-, Lippen- sowie Korbblütler pflanzen. 
Die Blauschwarze Holzbiene kam erst in den letzten Jahren vom Süden her verstärkt auch nach Niedersachsen und hat sich inzwischen an geeigneten Stellen gut etabliert. Das Weibchen (rechts) wurde von Helmut Riemann im Juni 2019 in seinem blütenreichen Hausgarten in der Nähe von Bremen aufgenommen.

Panurgus banksianus, Zottelbiene

In Deutschland gibt es nur drei Zottelbienenarten, zwei davon hat Rolf Witt 2013 auch an der Bult in Hannover nachgewiesen. Dies dürfte die Große Zottelbiene (Panurgus banksianus) sein, eine Hochsommerart, hier aufgenommen auf dem Altendorfer Berg bei Einbeck. Zottelbienen müssen sich offenbar nicht nur vor Kuckucksbienen in Acht nehmen, sondern auch vor Ameisen: Diese wohl schon geschwächte Biene wurde jedenfalls Augenblicke später von zwei Roten Waldameisen attackiert und getötet.

Kuckucksbienen

Während 75% aller weiblichen Wildbienen unermüdlich Nester bauen sowie Pollen und Nektar sammeln, machen es sich die restlichen 25%  bequemer: Sie lauern darauf, dass ihre potentielle Wirtsbiene zum Pollensammeln mal kurz „außer Haus“ ist, um ihre Eier dann rasch in das verlassene Nest zu mogeln. Die Schmarotzerlarven entpuppen sich später als undankbare Gäste: Sie dulden keine „Stiefgeschwister“ neben sich, sondern ernähren sich von ihnen und ihren Vorräten. Da Kuckucksbienen keine Brut versorgen müssen, brauchen sie auch keine Vorrichtung zum Pollentransport. Sie sind meist auffallend bunt und kaum behaart. Mehr dazu im Kapitel „Gegenspieler: Listige Faulpelze“:

Gemeine Trauerbiene, Melecta albifrons
Rothaarige Wespenbiene, Nomada lathburiana
Feld-Wespenbiene, Nomada goodeniana
Rotfühler-Wespenbiene, Nomada ruficornis
Blutbienenart, Sphecodes spec.
Schmuckbiene, Epeoloides coecutiens

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