Hummeln: Friedliche Brummer

Wohl kein anderes Insekt ist so beliebt wie diese friedlichen Brummer. Doch was die wenigsten wissen: Auch Hummeln sind Bienen. Und auch bei Hummeln gibt es Schmarotzer, die sich nicht selbst um ihren Nachwuchs kümmern. Alle anderen sind - entsprechend den Honigbienen - keine Einzelgänger, sondern staatenbildende Wesen. Hummelvölker sind mit je nach Art nur etwa 50-500 Arbeiterinnen allerdings erheblich kleiner. Außerdem sterben die Völker im Herbst ab. Nur die befruchteten Königinnen überwintern irgendwo an einem gesicherten Platz im Erdreich, um dann im zeitigen Frühjahr ganz allein ein neues Volk zu gründen, wobei die einzelnen Arten sehr unterschiedliche Nistplätze suchen.

Den Hummeln geht es ausgesprochen schlecht. Sie leiden nicht nur unter tierischen Feinden (wie diversen Säugetieren, Vögeln, Wachsmotten, Milben und anderen Parasiten...). Viel, viel schlimmer sind die Veränderungen in der Land(wirt)schaft: Monokulturen, Nutzungsintensivierung und Flächenversiegelung führten in den letzten Jahrzehnten zu einer drastischen Reduzierung der Blütenvielfalt (Nahrungsangebot) und der landschaftlichen Kleinstrukturen (Nistmöglichkeit).

Betroffen sind davon deshalb vor allem seltene Hummelarten, die von ganz bestimmten Blüten oder Biotopen abhängig sind. In Niedersachsen sind inzwischen nur noch sieben der sozialen Hummelarten einigermaßen häufig, die restlichen 13 potentiell vorkommenden Arten sind dagegen gefährdet oder bereits verschwunden. Darunter z.B. die Deich-, Feld-, Gras-, Distel-, Heide-, Moos- oder Waldhummel. Die Datenlage ist jedoch äußerst lückenhaft und veraltet. Aber auch von den (noch?) verbreiteten Arten ist weitgehend unbekannt, wie es tatsächlich um sie steht. 

Hummelschutzprojekt Niedersachen (NABU)

Um die Situation der Hummeln zu verbessern, wurde 2013 ein Hummelschutzprojekt gestartet, das beim NABU Niedersachsen angesiedelt ist und vom Wildbienenexperten Rolf Witt fachlich geleitet wird. Interessierte Projekthelfer wurden entsprechend geschult, um im Feld seltene Arten erkennen und melden zu können. Im nächsten Schritt ging es dann vor Ort um die Förderung der (wieder-)entdeckten Arten durch das Ausbringen geeigneter Saatgutmischungen in enger Zusammenarbeit mit den betroffenen Landwirten und Grundstücksbesitzern sowie eine begleitende Öffentlichkeitsarbeit, die in einer kostenlosen Broschüre ihren krönenden Abschluss fand.

Bombus hortorum, Gartenhummel

Ähnelt auf den ersten Blick der Erdhummel, hat jedoch einen dritten gelben Streifen. Kommt mit ihrem langen Rüssel auch bei tiefen Blütenkelchen an den Nektar. Nistet meist unterirdisch, manchmal aber auch in Vogelkästen. 
Sie wird von der Bärtigen Kuckuckshummel, Bombus barbitellus, heimgesucht.

Bombus hypnorum, Baumhummel

Ziemlich unverwechselbar mit dem tiefschwarzen Körper, der rotbraunen Brustoberseite und dem weißen Hinterteil. Nistet oberirdisch in Baumhöhlen, Nistkästen und dgl. Relativ angriffslustig, auch gegenüber Menschen. Sie kann sich selbst gegen ihren Gegenspieler Bombus sylvestris mitunter erfolgreich zur Wehr setzen.

Bombus lapidarius., Steinhummel

Durch den schwarzen Körper mit dem leuchtend roten Hinterteil scheinbar leicht zu bestimmen. Allerdings haben elf (!) andere Bienenarten eine ähnliche Färbung, darunter vor allem ihr parasitärer Gegenspieler, die Felsen-Kuckuckshummel.

Bombus lucorum, Helle Erdhummel

Die Weibchen dieser Art sind nur schwer von Bombus terrestris zu unterscheiden: Sie sind etwas kleiner und die Färbung ist hellgelber und breiter als bei Bombus terrestris. 

Die Männchen sind am ganzen Körper gelblich behaart. Sehr kälteresistent; kann daher z.B. auch in den Alpen oder auf Island überleben. Ihr wichtigster Gegenspieler ist Bombus bohemicus.

Bombus pascuorum, Ackerhummel

Sehr häufig. Nistet meist in verlassenen Mäusenestern in kleineren Völkern mit bis zu 150 Individuen. Relativ leicht zu erkennen am fuchsroten Brustpelz und den bienenartigen Tergitstreifen am Hinterleib. Ackerhummeln sind allerdings extrem variabel in Größe, Farbe und Zeichnung. Sie haben zwar nur einen relativ kleinen Flugradius, aber sie sind auch nicht auf besondere Trachtpflanzen spezialisiert, sondern können sich mit einer Vielzahl von Blüten begnügen. 
Gegenspieler: Bombus campestris.

Bombus pratorum, Wiesenhummel

Ähnelt der Steinhummel, ist aber etwas kleiner, hat einen (oft schwach ausgeprägten) gelben Nackenstreifen und ein eher pfirsichfarbenes statt rotes Hinterleibsende. Fliegt schon ab Mitte März. Nistet meist oberirdisch in Grasbüscheln oder Hecken, aber auch in Vogelnestern, im Mauerwerk oder unter Dächern. Ihre Kuckucksarten sind Bombus sylvestrisund Bombus campestris.

Bombus sylvarum, Wald- oder Bunthummel

Sie ist die Biene des Jahres 2016. Von den seltenen Hummelarten ist Bombus sylvarum nach der Mooshummel wohl noch am ehesten anzutreffen, in Niedersachsen gleichwohl gefährdet (Rote Liste 3). Dieses Foto entstand  nicht in der Region, sondern am Gallberg bei Hildesheim. Der Begriff „Waldhummel“ ist übrigens irreführend, weil diese Art  offene Landschaften wie Waldränder, Parkanlagen, Gärten oder Wiesen bevorzugt. Paul Westrich nennt sie deshalb treffender „Bunthummel“. 
Ihr Kuckuck ist Bombus rupestris.

Bombus terrestris, Dunkle Erdhummel

Psityrus, Kuckuckshummeln

Es handelt sich hier um Sozialparasiten, die ihren Nachwuchs von anderer Hummelarten großziehen lassen. Da sie nur für sich selbst sorgen müssen, werden Arbeiterinnen überflüssig. Es gibt also nur Geschlechtstiere – Männchen und Königinnen. Da sie keinen Pollen sammeln, fehlt im Vergleich zu den sozialen Hummelarten die entsprechende Beinbehaarung. 

Kuckuckshummeln haben meist eine gewisse Ähnlichkeit mit ihrer Hauptwirtsart. Es gibt jedoch einige deutliche Unterschiede, so z.B. die dunklere Färbung der Flügel. Einige dieser Kuckucke sollen im Kapitel über „Gegenspieler“ vorgestellt werden:

 Bombus rupestris, Felsen-Kuckuckshummel
 Bombus campestris, Feld-Kuckuckshummel
 Bombus sylvestris, Wald-Kuckuckshummel
 Bombus bohemicus, Böhmische Kuckuckshummel

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