Fledermäuse auf Kuba

Unwissenheit und Aberglaube, wie auch in der Literatur und Kino verbreitet, führten zur Entstehung einer falschen Legende: Fledermäuse seien Kinder des Teufels. Mittlerweile ist wissenschaftlich belegt. Schon allein aufgrund ihrer alltäglichen ökologischen Rolle gehören Fledermäuse zu den nützlichsten Verbündeten des Menschen für sein planetarisches Überleben. Eine sehr bescheidene Berechnung für Kuba, die sich auf lediglich 11 der 20 insektenfressenden Fledermausarten die über dem Archipel fliegen untersucht, kommt zu dem Ergebnis, dass die Fledermäuse jede Nacht etwa 150 Tonnen Insekten fressen. Viele der Insekten belästigen Menschen oder machen sie sogar krank, andere richten erheblichen Schaden in der Landwirtschaft an.

Foto: Kolonie der Artibeus jamaicensis - in einer Höhle im Humboldtpark - eine überwiegend fruchtfressende Fledermausart, die auch Insekten nicht verschmäht.

 

In der präkolumbianischen Zeit spielten Fledermäuse eine wichtige Rolle. Sie kamen nachts aus den Höhlen, in denen die Vorfahren bestattet wurden. So glaubten die Menschen, dass die Fledermäuse als Verkörperung der Seelen der Verstorbenen ihre Familie in der Nacht besuchten. Sie wurden daher verehrt und nicht gefürchtet. Foto: eine Fledermauskeramik im Taíno Museum in Baracoa.

Der Geist der Toten wurde Opía genannt. Die Taínos - Ureinwohner Kubas - glaubten, dass sich Opía tagsüber im Verborgenen aufhalte und des Nachts herauskommen würde, um sich von den Früchten des Guayababaumes (Psidium guajava) zu ernähren, um die Lebenden zu begleiten und mit ihnen zu feiern. Tatsächlich fressen Fledermäuse wie der Artibeus jamaicensis die Guayaba-Früchte. Guayaba ist eine sehr beliebte Fruchtart auf Kuba, die viel zu Marmelade verarbeitet wird. Die Bäume werden nicht sehr groß und sind sowohl in den Wäldern als auch in vielen Bauerngärten im Oriente zu finden.

Plakat zum Download in spanischer Sprache mit Relikten aus der Zeit der Taínos, der Ureinwohner, mit Darstellungen von Fledermäusen.

Foto: Ein Idol der Guayaba im Taíno Museum in Baracoa.

Die Taínos bestatteten ihre Toten entweder in der Erde oder in Höhlen, in denen Fledermäuse tagsüber schlafen. Daher waren den Taínos die Höhlen heilige Stätten. Die Geister der Ahnen nahmen Gestalt der ebenfalls abends aus ihren Höhlen fliegenden frucht-fressenden Fledermäusen an. Diese flogen aus auf der Suche nach reifen, süßen Guayabafrüchten. In der Vorstellung der Taínos wird daher der Tod mit „süß“  und mit der Guayabafrucht assoziiert. Foto: Guayaba - angeknabbert von Fledermaus im Humboldtpark.

Es gibt 27 Fledermausarten, die über die kubanischen Inseln fliegen. Diese Zahl ist in 20 Gattungen und sechs verschiedene Familien unterteilt. Dies ist eine sehr hohe Artenvielfalt, wenn man sie beispielsweise mit den USA vergleicht, die auf einer 90mal größeren Fläche 15 Gattungen und vier Familien beheimaten.

Von dieser Gesamtzahl an Arten ernähren sich 20 von Insekten, vier von Nektar oder Pollen, zwei fressen Früchte und eine fängt Fische im Tiefflug über Fluss- und Meeresoberflächen. Insbesondere die Nektar und Pollen fressenden Arten spielen im Ökosystem Kubas eine zentrale Rolle als Bestäuber vieler Pflanzen, vor allem vieler endemischer Arten, auch Palmen. Ohne diese Ökodienstleistung der Fledermäuse würden sie aussterben und umgekehrt, ohne die Blüten dieser Pflanzen würden die Tiere verhungern.

Foto: Mormoops blainvillei - eine ausschließlich insektenfressende Fledermausart, die tags in feuchten Warmhöhlen schläft.

Phyllonycteris poeyi - die größte Blütenpollen fressende, endemische Fledermausart Kubas, die riesige Strecken zurücklegen kann, was ihr hilft, im Falle eine Hurrikans rechtzeitig Höhlen und Nahrung in weit entlegenden Gegenden Kubas aufzusuchen. Hier zwei Plakate zum Download mit Blüten, die von kubanischen Fledermäusen besucht werden und eine Phyllonycteris poeyi an der Blüte von Hibiscus elatus, einer wichtigen Baumart Kubas.

Foto: Eine wichtige Nahrungsquelle für Fledermäuse ist Rhytidophyllum.

Die ausschließlich in Warmhöhlen lebende Erophylla sezekorni und Monophyllus redmani sind zwei kleinere Nektar- und Pollen fressende Arten, die u.a. auch Kakteenblüten und nachtblühende kubanische Agarvenarten aufsuchen. Beide fressen auch kleinere Insekten. Die sehr kleine Monophyllus redmani schläft ausschließlich in besonderen Höhlen mit feuchten und geschützten kuppelförmigen Räumen, wo sich in der Kuppel die Wärme speichert. (Plakat Blütenfledermaus in spanischer Sprache zum Download).

Diese Tiere brauchen jede Nacht Nahrung, sonst würden sie sehr schnell verhungern. So kommt es auf Grund der immer häufiger werdenden Hurrikans mit lang anhaltenden Tiefdruckgebieten und Starkregen zu Verlusten unter den Fledermäusen, was auch dem Klimawandel geschuldet ist.

Foto: eine nachtblühende endemische Algarve, die von Monophyllus besucht wird.

Noctilio leporinus ist die einzige Fische jagende Art Kubas, die entlang von Flüssen zu beobachten ist.
Tadarida brasiliensis frisst ausschließlich Insekten in großer Menge Nacht für Nacht. (Plakat zu Insekten-, Fisch-, und Früchte fressender Fledermausarten in spanischer Sprache zum Download).

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