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Die Zauneidechse

Die Zauneidechse ist das Reptil 2020!

Die Zauneidechse (Lacerta agilis) ist die kleinste Vertreterin der Smaragdeidechsen – die Flanken erwachsener Männchen sind zur Paarungszeit oft leuchtend smaragdgrün. Zauneidechsen besiedeln ein riesiges Areal, das von Mittelschweden im Norden bis Zentralgriechenland im Süden, von Südengland im Westen bis zum Baikalsee im Osten reicht. In Deutschland ist die Art noch weit verbreitet, im Nordwesten (also bei uns) ist sie auf besonders günstige Standorte angewiesen. Die Zahl und Größe der Populationen nimmt bundesweit rapide ab. Zauneidechsen sind typische Bewohner von Saum- und Übergangsbereichen und in sich strukturreichen Flächen. Unter anderem werden Waldränder und Saumbiotope entlang von Verkehrswegen, Sandgruben, Gärten und natürlich auch Naturschutzgebiete mit strukturreichen Offenbiotopen bewohnt. Die Weibchen legen ihre Eier zwischen Ende Mai und Anfang August in spärlich bewachsenem und magerem Boden ab. Die weitere Entwicklung der Eier wird maßgeblich vom Witterungsver-lauf bestimmt, nachteilig sind sowohl zu kalte als auch sehr trockene und heiße Sommer. In günstigen Jahren können ab Mitte/Ende Juli die ersten Jungtiere beobachtet werden, der Hauptschlupf erfolgt meist im August.

 

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Zauneidechsen: Winterschläfer - auch schon im Sommer

März 2020. Gesunde Zauneidechsen sind bei normalen Wit-terungsverläufen etwa die Hälfte des Jahres aktiv. Männchen verlassen die Winterquartiere oft im März/April und beenden ihre Aktivität meist im August. Weibchen werden meist im April aktiv, am längsten sind die Schlüpflinge zu beobachten, sie ziehen sich typischerweise im September zurück. Ein früher Rückzug bei „schönstem“ Wetter ist dabei ein gutes Zeichen. „Spätlinge“ sind dagegen oft auffallend dünn oder verletzt (und haben z. B. mit ihrem Schwanz auch Fettvorräte verloren).

Zum Aufwärmen suchen Zauneidechsen gut besonnte und daher eher offene Bereiche auf. Bei hohen Temperaturen bewegen sie sich im Schutze der Vegetation oder in feuchten Bereichen, sofern sie nicht in ihren Bauen bleiben. Es wundert also nicht, dass man bei Hitze-Sommerwetter kaum „Zaunis“ sieht. Es ist ihnen dann schlichtweg zu warm. Hinzu kommt ihre perfekte Tarnung.

Kuscheln am Zaun  (Real6String / wikipedia)

Mauereidechsen: Sonnenanbeter in Hannover

Im Stadtgebiet Hannover leben an verschieden Stellen nichtheimische Mauereidechsen unterschiedlicher Herkünfte (Südalpen-, Venetien- und ostfranzösische Linie). Hitzesommer tun ihnen gut, sie sind sehr konkurrenzstark und innerartlich aggressiv und können sich daher schnell ausbreiten. In Hannover leben die Exoten vor allem an Bahn-anlagen, aber auch in Klein- und „Steingärten“. Sie wurden wohl auch innerstädtisch bei Bauarbeiten mit Abrissmaterial verschleppt. Es scheint daher nur eine Frage der Zeit, bis sie an weiteren Stellen im Stadtgebiet und auch im Umland auftauchen (in Springe gab es zumindest zeitweise ein Vorkommen).

In ihren natürlichen Lebensräumen sind diese Tiere streng geschützt. Aber nur dort! Die EU-Kommission weist ausdrücklich darauf hin, dass der strenge Schutz der FFH-Richtlinie nur im natürlichen Verbreitungsgebiet gilt. Auch das Bundesnaturschutzgesetz erlaubt die Betrachtung von Unterarten. Fachleute fordern daher schon lange, zum Schutz der heimischen Tierwelt diese unerwünschten Neozoen bei Eingriffen nicht zu schützen, sondern stattdessen Kompensationsmaßnahmen für heimische Eidechsen zu nutzen.Die fremdländischen Mauereidechsen verdrängen heimische Eidechsen (in der Region Hannover sind dies Zaun- und Waldeidechse) oftmals binnen kürzester Zeit. Es scheint daher dringend nötig, absichtliche (bei Eingriffen) und unabsichtliche Förderungen (z. B. durch Steinkörbe, Steingärten oder Abrissmaterial) zu unterlassen. Möglichst gute Kenntnisse von Verbreitung und Ausbreitung sind dabei hilfreich. Wir bitten, die Augen offen zu halten und uns Fundpunkte mitzuteilen.

Ein junges Zauneidechsen-Männchen  (Foto: Ina Blanke)

Strenger Schutz - Besonderheiten in der Region Hannover

Wir vom BUND pflegen Lebensräume und setzen uns im Rahmen der Verbandsbeteiligung für den Schutz der Zauneidechsen und anderer schutzwürdiger Arten ein. Mit Hilfe der Presse konnten wir so schon manches Getier schützen. Regelmäßig halten wir gemeinsam mit Förstern die Reptilienhabitate offen. Das Jahr der Zauneidechse 2020 gibt hierfür nochmal neuen Schwung. So weit so gut. Und wirklich gut!Die Region Hannover lässt Lebensräume der Zaun-eidechse regelmäßig pflegen und aufwerten. Angestrebt wird teilweise auch ein Kauf von hochwertigen Lebensräumen. Die Abarbeitung des Artenschutzes bei Eingriffsvorhaben ist teilweise vorbildlich.Leider kommt es bei Bauprojekten häufig zu unwirk-samen „Alibi-Schutzmaßnahmen“ – diese gelten mittlerweile als wesentlich für die bundesweit star-ken Rückgänge. Geltendes Recht und die Biologie der Zauneidechse sind eigentlich gut bekannt. Bei-des lässt sich nicht mit jedem Vorhaben in Einklang bringen. Aber die EU möchte eben nicht, dass streng geschützte Arten in ihrem natürlichen Areal für “Al-lerweltsprojekte“ getötet werden!

Bei frühzeitiger Berücksichtigung von Artenschutz-belangen lassen sich die Planungen oft tierfreundlich ändern – auch dafür gibt es aus der Region gute Beispiele. Schlechte Beispiele gibt es aus der Region aber leider auch:

  • „Absammeln“ einzelner Tiere statt Umsiedeln eines großen Teils der Population (bei Kartierungen werden i. d. R. nur einzelne Tiere gesehen – bei seriösen Umsiedlungen anschließend regelmäßig deutlich mehr als 100 gefangen)
  • „Absammeln“ im September, also wenn die Mehrzahl ohnehin im Winterquartier ist statt Fang über mindestens eine Saison
  • Zusetzen der Tiere in andere Populationen, das führt nicht nur zum Netto-Verlust von Lebensräumen, sondern gefährdet zusätzlich den Bestand am Zielort
  • „Konflikte mit dem Artenschutz sind auszuschließen“ scheint ohnehin eine fahrlässige Aussage. Diese wurde aber für einen der Verwaltung bekannten Lebensraum der Zauneidechsen gemacht! Auf die schutzwürdigen Reptilien mussten stattdessen Landesforst und BUND hinweisen.
  • Schutzmaßnahmen, die nur auf dem Papier bestehen. Obwohl sie vor oder gleich nach dem Bauvorhaben umgesetzt werden sollten (und das die Grundlage für die Genehmigung von Baumaßnahmen etc. war).

Zauneidechsen versuchen manchmal, Ponys und andere Tiere durch Fauchen zu vertreiben. Gegen Bul-dozer und Co. haben sie aber keine Chance. Dafür brauchen sie die Unterstützung von Menschen! Manches läuft schon gut, anderes muss dringend besser werden. Es geschieht nichts Gutes, außer man tut es.

Das Jahr der Zauneidechse 2020 scheint perfekt dafür!

Text: Ina Blanke

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