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Amphibien: Tödliche Gefahren an Land und im Wasser

Natürliche Feinde

Lurche haben jede Menge Fressfeinde. Das beginnt schon im Ei-Stadium, wenn sich z.B. Fische oder Enten (oder gar Bergmolche!) am Laich gütlich tun. Kaulquappen müssen sich u.a. vor Libellenlarven, Gelbrandkäfern, Wasserwanzen oder Wasserskorpionen in Acht nehmen. Und wenn es die Mini-Frösche an Land geschafft haben, sind viele Kleinvögel, Laufkäfer oder auch ausgewachsene Artgenossen auf sie scharf. Wer auch das überlebt, den schnappt sich am Ende vielleicht ein Storch oder Reiher, Greifvogel oder Rabe, ein Fuchs, Iltis oder Waschbär, eine Katze, Wanderratte, Spitzmaus oder eine hungrige Natter...
Wie gesagt: Lurche haben viele natürliche Feinde. Aber die sind nicht ursächlich für den weltweiten Amphibienrückgang. Dafür ist vielmehr fast ausschließlich der Mensch verantwortlich:

Zerstörung von Lebensräumen

Durch die Intensivierung der Landwirtschaft, Ausbau der Verkehrswege und großflächige Bebauung wurden seit Mitte des vorigen Jahrhunderts nicht nur zahllose Amphibiengewässer, sondern auch Lebensräume und Versteckmöglichkeiten an Land zerstört. Problematisch ist zudem, dass viele der verbleibenden Gewässer als Fischteiche dienen. Und dass auf landwirtschaftlichen Nutzflächen zunehmend auch nachts geackert wird, wenn die Amphibien aktiv sind. Verheerend sind oft auch amphibienfeindliche Mahdtechniken auf Wiesenflächen, an Böschungen sowie Gewässer- und Straßenrändern.

Die größte Gefahr geht freilich von den (nicht nur in der Landwirtschaft!) eingesetzten Pestiziden, Herbiziden, Fungiziden und anderen Umweltchemikalien aus ...

Umweltchemikalien

2009 wurde mehr als die Hälfte der Gesamtfläche Deutschlands landwirtschaftlich genutzt, 70 % davon als Ackerflächen. Es ist unvermeidlich, dass Amphibien diese Flächen als Lebensraum nützen und bei der Wanderung zu ihren Laichgewässern überqueren. Dabei sind sie mit ihrer feuchten, nackten Haut an Land und im Wasser unmittelbar den ausgebrachten Chemikalien ausgesetzt, weit mehr noch als etwa Vögel oder Säugetiere. Doch eine Risikobewertung für Amphibien wird bislang bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln in der Europäischen Union überhaupt nicht vorgenommen!

Dabei hat eine vom Umweltbundesamt 2013 an die Uni Koblenz-Landau in Auftrag gegebene Studie gezeigt, wie verheerend Agrochemikalien wirken: 6 von 7 der getesteten Pflanzenschutzmittel waren bei empfohlener Dosierung für 40-100 % der damit besprühten Grasfrösche tödlich. Bei 2 Mitteln waren schon nach einer einzigen Stunde alle Frösche tot! Und bei 3 Mitteln reichte sogar schon ein Zehntel (!) der empfohlenen Dosierung, um 40 % der Frösche innerhalb einer Woche umzubringen. Es gab jedoch auch ein Fungizid, das selbst bei zehnfacher Überdosierung „nur“ jeden fünften Frosch tötete. Es hängt also viel davon ab, welches Mittel die Landwirte tatsächlich spritzen!

Pilze und Viren

Nachdem er in Nord- und Südamerika bereits verheerend unter den Amphibien gewütet hat, scheint sich der Chytridpilz-Erreger seit der Jahrhundertwende von den Pyrenäen aus allmählich auch quer über Europa auszubreiten. Er muss  nicht zwangsläufig tödlich sein, wird aber gefährlich, wenn die Amphibien durch weitere Stressfaktoren (wie etwa Klimaveränderung oder Umweltgifte) bereits geschwächt sind. Inzwischen breitet sich von Belgien und den Niederlanden her ein weiterer Pilz aus, der dort schon ganze Feuersalamander-Bestände ausgelöscht hat und 2015 auch in Deutschland (Eifelregion) nachgewiesen wurde. Dieser sog. „Salamanderfresser“ oder „Bsal“ wirkt tödlich aggressiv auf die Haut der Salamander. Laborversuche ergaben, dass potentiell alle europäischen Schwanzlurche bedroht sind. Tatsächlich wurden in Belgien und Holland inzwischen auch schon infizierte Teich- und Bergmolche nachgewiesen. Diese Seuche wurde wahrscheinlich durch importierte Molche aus Asien eingeschleppt. Was muss alles noch passieren, bis der Handel mit importierten Tieren endlich stärker reguliert wird?

Verkehrswege

Amphibien können mehrere Kilometer weit zu ihren Laichgewässern und zurück wandern. Müssen sie dabei eine Straße (oder eine Bahnlinie!) queren, hilft ihnen keine Ampel und kein Zebrastreifen, sondern nur ein Krötenzaun oder noch besser eine Leiteinrichtung wie hier an der Lenther Chaussee. Ohne diesen unterirdische Fluchtweg kommt es zum Massaker, zumal viele Autofahrer nicht wissen (oder nicht wissen wollen), dass der Ansaugdruck des Fahrzeugs die Kröten schon bei Tempo 30 buchstäblich platzen lässt. Und die kleinen Molche werden sowieso übersehen ...

 

Fallgruben

Ungesicherte Straßengullis oder Brunnenschächte, Kellertreppen, Lichtschächte unter Kellerfenstern - in solchen und ähnlichen Fallgruben verhungern und vertrocknen meist unbemerkt zahllose Amphibien! Dabei wäre es zumindest für Hausbesitzer ein Leichtes, diese Fallen zu sichern.
Und gleich noch eine Bitte an Hausbesitzer und Kleingärtner: In den Gartenteich sollten den Amphibien zuliebe generell keine Fische eingesetzt werden! Oder höchstens heimische Moderlieschen, die sich überwiegend von Plankton und Kleininsekten ernähren.

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