P&R Ahlten: Mehr Parkplätze für die Verkehrswende?

15. Februar 2024 | Amphibien, Bauen, Mobilität, Umweltpolitik

Foto vom Donnerstag, dem 2. Februar 2023, 9:58 Uhr  (Armin Albat)

Der Park&Ride-Parkplatz am Bahnhof Ahlten soll nach den Plänen der Region Hannover von derzeit 53 Plätzen um 61 Plätze auf mehr als die doppelte Größe erweitert werden. Im Endausbau könnten es sogar bis zu 144 Parkplätze werden. Aber wird so viel Stellfläche für PKW tatsächlich gebraucht? Eine Gruppe von BUND-Aktiven hat ein Jahr lang montags bis freitags die Auslastung der Anlage beobachtet. Die Gruppe hat fast täglich bei Wind und Wetter, zu unterschiedlichen Tageszeiten zwischen 7:00 und 17:00 Uhr, freie Parkplätze gezählt. Die Zählung zeigt, dass derzeit kein wesentlicher Bedarf für zusätzliche Parkplätze besteht. (Grafik downloaden)

Im Einzelnen: Von 347 Zählungen ... 

  • war bei drei Zählpunkten (0,87%) die Anlage komplett ausgelastet,
  • waren bei 26 Zählungen (7,5%) weniger als 5 Plätze frei,
  • waren bei 90% der Zählpunkte mindestens 6 Plätze frei,
  • waren im Mittel 18 Plätze (32%) frei.

Mit den Zahlen wird die Notwendigkeit einer so gewaltigen Parkplatz-Erweiterung widerlegt. Es gibt daher grundsätzliche Zweifel an der Sinnhaftigkeit des geplanten Großparkplatzes. Die Kosten für eine überdimensionierte Erweiterung sind nicht zu rechtfertigen – speziell in einer Situation, in der Kommunen und Region sehr viel Geld benötigen, um die nötige Transformation im Zuge des Klimawandels zu finanzieren. 

Dramatisch wäre außerdem die Zerstörung des Lebensraums der nach EU-Recht streng geschützten Zauneidechsen. Das vorliegende, mittlerweile veraltete Konzept für die Erweiterung der Park-&-Ride-Anlage ist zudem kein sinnvoller Beitrag zu der von der Region beschlossenen Verkehrswende: Es wäre besser, dafür zu sorgen, dass die Menschen auch ohne Auto bequem und sicher zur S-Bahn gelangen können, anstatt neue Parkplätze zu bauen. 

Entsprechend hat der BUND mit Freude vernommen, dass dieses großartige ehrenamtliche Engagement der Aktiven vor Ort Früchte trägt: Der Stadtrat Lehrte hat die Stadtverwaltung im November 2023 mehrheitlich aufgefordert, den Bedarf noch einmal prüfen zu lassen und ggf. nach Alternativlösungen zu suchen. Die Region Hannover schlägt der Stadt Lehrte vor, die Vereinbarung zum Bau der Anlage zu kündigen und den Standort später erneut zu prüfen und neu zu bewerten. 

Der BUND hält dies für eine ausgesprochen begrüßenswerte Entwicklung. Der von der Region vorgeschlagene Weg ist in Lehrte allerdings umstritten. Die Erhebungen des BUND machen jedoch eine Überprüfung und Neubewertung des Projekts dringend erforderlich. Der BUND appelliert an die Verantwortlichen in der Stadt Lehrte, einer Neubewertung des geplanten Projekts zuzustimmen und angemessene Alternativen zu prüfen, auch um unnötige Naturzerstörung und Bedrohung streng geschützter Lebewesen zu verhindern.

Der BUND fordert darüber hinaus ein Verkehrskonzept, das die Erreichbarkeit des Haltepunkts mit Bus, Rad oder zu Fuß verbessert. Beispielsweise durch einen Fahrstuhl zwischen dem Bahnsteig und der mehrere Meter höher liegenden Bushaltestelle, durch ein verbessertes Schließsystem für die Fahrradkäfige oder auch durch eine online-Auslastungsanzeige der PKW-Stellplätze zur Vermeidung unnötiger Suchverkehre. 

Abschließend kann festgehalten werden, dass der Bau von zusätzlichen Parkplätzen keinen Beitrag zur Verkehrswende darstellt, sondern nur für mehr Durchgangsverkehr in Ahlten sorgt.
 

Kontakt: Dr. Bernd Alt, Mail: bernd.alt(at)bund-region-hannover.de

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