Eigentümer ziehen nicht mit - Moorschutzprojekt deswegen im Verzug

18. März 2020 | Moorschutz, Klimaschutz

Renaturierung der Hannoversche Moorgeest verzögert sich weiterhin wegen Klagen

Scheiden-Wollgras (Eriophorum vaginatum) Foto: R. Löhmer

Der „Aktionskreis Hannoversche Moorgeest“, ein Zusammenschluss von ehrenamtlichen Naturschützern, zieht nach acht Jahren Projektlaufzeit eine ernüchternde Bilanz:

•    Die Flurbereinigung mit der komplexen Wertermittlung und den Verhandlungen mit mehr als 800 Flächeneigentümern ist stark in Verzug geraten, die Verhandlungen äußerst schwierg. Mehr als 500 Hektar, das sind etwa 23 Prozent der Gebietsfläche, müssen immer noch per Kauf, Tausch oder Gestattung bearbeitet werden.
•    Einzelne Eigentümer lehnen das Projekt ab oder sind mit der Wertermittlung nicht einverstanden. Gerichtsverfahren durch alle Instanzen sind die Folge und haben zu erheblichen Verzögerungen geführt. Bisher haben alle Gerichtsinstanzen das Projekt mit geringfügigen Korrekturen durch gewunken.
•    Erste Dammbaumaßnahmen waren für das Jahresende 2019 im Schwarzen Moor geplant. Sie konnten nicht begonnen werden, weil von einigen wenigen (!) Eigentümern nochmals ein Eilverfahren auf Unterlassung beantragt worden war mit der Folge, dass nun erst frühestens in Spätsommer 2020 die ersten Baumaßnahmen beginnen können.
•    Ob die Vernässung der übrigen Moore nach Plan ausgeführt werden kann, bleibt ungewiss. Neben den bisherigen Planungen muss später noch sehr viel (Zeit-) Aufwand in die Ausführungsplanungen und in die Baubegleitung investiert werden. Offen ist, ob bei dem Bauvolumen dann auch genügend Baufirmen zur Verfügung stehen werden, um die nicht ganz einfache Arbeit auf Torf sachgerecht ausführen zu können.

Das Projekt ist in der Abwicklung schon jetzt drei Jahre im Verzug. Eine Verlängerung muss in absehbarer Zeit bei der EU beantragt und dort dann auch genehmigt werden. Schon jetzt ist klar, dass die eingeplanten Mittel nicht ausreichen werden. Zusätzliche Kosten müssen das Land Niedersachsen und die Region aus Steuergeldern tragen, denn die EU erhöht in solchen Verfahren ihren Anteil nicht. Nicht nur deshalb muss es jetzt rasch Fortschritte bei der Projektumsetzung geben. Für den Lebensraum Hochmoor mit seiner einzigartigen Fauna und Flora wird die Vernässung der Torfkörper in den vier Mooren der Hannoverschen Mooorgeest höchste Zeit!

Nasse Moore sind Kohlenstoffspeicher und praktizierter Klimaschutz
Bei dem Projekt Hannoversche Moorgeest geht es nicht nur um Natur- und Artenschutz, sondern immer mehr auch um Klimaschutz: Nasse Torfkörper speichern enorme Mengen an Kohlendioxid – deutlich mehr als alle anderen Landflächen wie etwa Wald. Solange die Torfkörper Oberkante-Unterlippe unter Wasser liegen, fungieren sie als Kohlenstoffsenken im globalen Naturhaushalt. Kommt aber durch Entwässerung und Nutzung Sauerstoff an den Torf, beginnen Zersetzung und Oxidation mit der Folge, dass Kohlendioxid freigesetzt wird und in die Atmosphäre entweicht.
In Niedersachsen gehen immerhin pro Jahr zwölf Prozent aller Treibhausgase auf die Zersetzung von Hoch- und Niedermoortorfen zurück. Leider haben die „Altvorderen“ in den Handtorstich-Mooren, in denen sie bis in die 1950er Jahre Torf zum Hausbrand gestochen haben, nach Aufgabe der Nutzung die Entwässerungsgräben nicht verschlossen. Die Moore sind daher jahrzehntelang „ausgeblutet“, mit schwerwiegenden Folgen für die Fauna und Flora und – wie wir heute wissen – auch für die Klimaentwicklung. Aus entwässerten Handtorfstich-Mooren entweichen 20 Tonnen CO2 pro Jahr und Hektar in die Luft, verbunden mit einem Torfschwund von bis zu zwei Zentimetern pro Jahr. Das muss absolut nicht sein!
Der BUND wird sich deshalb gemeinsam mit anderen Naturschutzverbänden weiterhin für den Schutz und die Wiedervernässung der alten Handtorfstich-Moore vor den Toren Hannovers und für eine erfolgreiche Umsetzung des Projektes Hannoversche Moorgeest einsetzen!

Dr. Reinhard Löhmer (Sprecher der Faunistischen Arbeitsgemeinschaft Moore)

 

 

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