Nicht alle Ackerrandstreifen auf einmal abmähen! Unsere Insekten sind die Verlierer!

Jetzt Anfang Juli, wo die Gerstenernte im Gange ist, werden alle Seitenstreifen an den Äckern - die Feldraine - abrasiert. Damit verlieren Insekten und ihre frisch geschlüpften Larven ihre Nahrung an Blütenpflanzen. Das hat dramatische Auswirkungen auf den bedrohten Bestand unserer Insektenvielfalt. Eine rücksichtsvolle Mahd, nach und nach und nur dort, wo tatsächlich die Ernte direkt bevorsteht, würde helfen, dass bei uns wieder mehr Insekten einen Lebensraum haben. So könnten sich die Tiere auf den Feldrain "gegenüber" zurückziehen. Der BUND bittet darum, hier sofort etwas zu ändern.

Insektenvielfalt bedroht

Straßenbegleitgrün und Feldraine nicht alle auf einmal mähen

Gebänderter Pinselkäfer auf Wilder Möhrenblüte Gebänderter Pinselkäfer auf Wilder Möhrenblüte

Mit einem Appell wendet sich die Vorsitzende des BUND Region Hannover - zugleich Naturschutzbeauftragte in Pattensen an die Landwirtschaft vor dem 15. Juli - Ende der Brut- und Setzzeit - nicht alle Wegraine aufeinmal abzurasieren. Das hat dramatische Folgen für die Artenvielfalt der Insekten, die auf einen Schlag kaum noch Pollen und Nektar finden können. Das hat auch Auswirkungen auf die Nahrungskette von Vögeln und Fledermäusen. Sie bittet darum, behutsam nur da zu mähen, wo es wegen der Ernte von Gerste und demnächst von Raps und Weizen unbedingt erforderlich ist.

Schwebfliege + Ackerkratzdistel auf Acker-Kratzdistel

Vielen Nützlingen werden sonst die Blüten aufeinmal weggemäht. Und diese spielen im natürlichen Pflanzenschutz eine wichtige Rolle. Beispielsweise vertilgen die Larven von Schwebfliegen pro Tag bis zu 100 Läuse. Und zur Vermehrung brauchen die Schwebfliegen intakte Feldraine.

Florfliege an Schwarzer Königskerze

Auch andere Nützlinge wie die Florfliege mit filigranen durchscheinend grünen Flügeln helfen bei der Schädlingsabwehr. Ihre Larve kann bis zu 800 Läuse während ihres Larvenlebens fressen. Auch sie brauchen den Schutz in den Wegeseitenräumen.

Faulbaum-Bläuling + Schwebfliege an Jakobskreuzkraut

Auch Schmetterlinge sind an Wegesrändern dort zu finden, wo es viele Blüten gibt. Hier ein Bläuling an Jakobs-Kreuzkraut, wo zugleich eine Schwebfliege zu finden ist. Kreuzkraut ist auf Pferdewiesen und Rinderweiden ungern gesehen, weil alle Teile der Pflanze giftige, leberschädigende Pyrrolizidinalkaloide enthalten, die im schlimmsten Fall die Tiere sterben lassen. Auch Imker möchten diese Stoffe nicht in ihrem Honig wissen. Aber am Wegesrand ist Kreuzkraut bei vielen Insekten sehr begehrt.

Brauner Waldvogel im Straßenbegleitgrün

Neben häufigen Arten wie dem Großen Kohlweißling und dem Tagpfauenauge konnten wir auch den Braunen Waldvogel - ein Tagfalter finden. Nachtfalter - von denen es viel mehr Arten gibt - lassen sich schlecht bei Tage finden, daher sind sie hier nicht aufgeführt.

Gebänderter Pinselkäfer an Wilder Möhre

Anfang Juli waren viele Gebänderte Pinselkäfer - auffälligerweise vor allem an blühender Wilder Möhre - zu sehen. Der hübsche Käfer steht hier stellvertretend für die vielen anderen Käferarten, die an Wegrainen und an Straßenbegleitgrün zu finden sind, solange die Blüten dort nicht radikale alle aufeinmal abgemäht werden. Die Wilde Möhre ist aber vor allem dadurch bekannt, dass sie für die Raupen des schönen Schwalbenschwanz Futterpflanze ist.

Töpferwespe an Kleinblütigem Pippau

Pippau ist eine häufige Wildpflanze, die sich oft auch überall da ansiedelt, wo sie ganz wenig Erde findet und im Juli überall zu sehen ist. Sehr beliebt ist der Kleinblütige Pippau bei einer Vielzahl sehr kleiner Insekten, winziger Wildbienenarten und hier einer solitären Wespenart, der Töpferwespe. Das Weibchen dieser Art baut aus einem Lehmgemisch einzelne Brutzellen, die auf Holz oder Stein geklebt werden, aber auch an Pflanzenstängel gehängt werden.

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