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Torffrei Gärtnern

Torffreie Erde selber herstellen

Torffrei dem Hochmoorschutz zuliebe

Für Balkonkästen und Kübel, aber auch Anzuchterde können wir torffreie Blumenerde leicht selber herstellen. Hier ein paar Tipps für eine einfache Rezeptur: Wer Zugang zu Gartenerde oder zu unbelastetem Mutterboden hat, kann diese als Ausgangssubstrat zu etwa 50 bis 60 Prozent Volumenanteil nehmen. In Ergänzung wird Grünkompost - beispielsweise aus einer regionalen, zertifizierten Kompostanlage oder der eigene Gartenkompost - dazu gegeben (etwa 20 bis 30 Prozent) sowie feiner Rindenhumus (etwa 20 Prozent), der im Fachhandel erhältlich ist. Achtung: Rindenhumus ist nicht Rindenmulch. Rindenmulch besteht aus groben, noch nicht zersetzten Bestandteilen der Rinde. Rindenhumus dagegen duftet nach Walderde und besteht aus feinem Material; ist also bereits stark humos. Als Langzeitdünger und zur Versorgung mit Spurenelementen für gesundes Wachstum dienen Stickstoff in Form von Hornspänen und Spurenelemente, im Fachhandel als Gesteins- oder Urgesteinsmehl erhältlich. Das Ganze wird gut durchmischt... und fertig ist die Blumenerde! Wer noch die Kübel- oder Balkonkastenerde vom Vorjahr zur Verfügung hat, sollte diese unbedingt recyceln und als Ausgangssubstrat mit den genannten Zutaten verbessern.

• Ausgangssubstrat (z.B. Gartenerde) 50 bis 60 % Volumenanteil
• Kompost 20 bis 30 %
• Rindenhumus 20 bis 30 %
• Alternativ; Kokosfaser
• Urgesteinsmehl & Hornspäne nur wenig, in Spuren

Weitere Zusätze für torffreie selbstgemachte Erde

Tonmehl - Gesteinsmehl - Gartenkalk - Hornspäne

  • Tonmehl: Wenn das Ausgangssubstrat, die Gartenerde, einen hohen Sandanteil hat (wie z.B. im Norden Hannovers), sind geringe Zugaben von Tonmehl sinnvoll. Die Wasserbindung wird durch die Quellfähigkeit der Tonminerale gefördert. Diese verbinden sich mit dem Humus zu so genannten Ton-Humuskomplexen, die die im Humus enthaltenen Nährstoffe für die Pflanzenernährung festhalten. Humusreiche Böden haben ein aktives Bodenleben und fördern so die Bodenfruchtbarkeit und Vitalität der Pflanzen.
  • Gesteinsmehle und Algenkalk: Zur Anreicherung mit Mineralstoffen und Spurenelementen sowie zur Optimierung des pH-Wertes sind Gesteinsmehle wie Urgesteinsmehl mit seinem hohen Anteil an Kieselsäure wichtig. Bei kalkreichen Erden sollten siliziumreiche, bei kalkarmen und sauren Erden kalkhaltige Gesteinsmehle verwendet werden. Die Mikrolebewesen reagieren positiv auf geringe Zugaben von Urgesteinsmehl und die Pflanzengesundheit wird gestärkt. Außerdem erhöhen sie die Aromastoffe in Obst und Gemüse (beispielsweise Tomaten). Je feiner die Steinmehle, desto schneller werden sie durch das Bodenleben aufbereitet und den Pflanzen zur Verfügung gestellt. Algenkalk bzw. Gartenkalk ist essentiell für das Pflanzenwachstum und reguliert den pH-Wert für gutes Wachstum von Obst und Gemüse. Allerdings darf nicht zuviel gekalkt werden. Beispielsweise wird Gartenboden nur alle ca. 3 Jahre gekalkt, nachdem eine pH-Wert Messung mit Teststäbchen ergeben hat, dass der Boden zu sauer geworden ist.
  • Hornspäne: Zur Versorgung der Pflanzen mit Stickstoff für ein gesundes Wachstum sind Hornspäne gut für alle Balkonkästen oder Kübel- und Topfkulturen geeignet, denn ihnen fehlt oft nach einiger Zeit ausreichend Stickstoff und ggf. auch Phosphat; beide Nährstoffe sind wichtig für gesundes, kräftiges Pflanzenwachstum. Allerdings sind die Ansprüche der Pflanzen sehr unterschiedlich. Manche Blumen mögen es eher nährstoffarm, Tomaten hingegen brauchen viele Nährstoffe.

 

Anzuchterde

Anzuchterde z.B. zur frühen Anzucht von Paprika, Chili, Tomaten und später für Salate, Kohl und andere Gemüsearten, die gerne vorgezogen werden, braucht unsere besondere Aufmerksamkeit. Zum einen ist Anzuchterde nährstoffarm, damit alle Pflänzchen - auch solche die wenig Nährstoffe benötigen - nach dem Keimen nicht instabil hochschießen. Sie sind dann weitaus weniger vital. Anzuchterde muss außerdem keimfrei sein, also ohne Wildkrautsamen, Pilzsporen, Bakterien, Eier von Fliegen und Schnecken. Wenn wir sie selber mischen, dämpfen wir daher Anzuchterde vorsichtshalber für 30 Minuten bei 100° im Backofen: Auf einem hochrandigen Backblech, mit Backpapier ausgelegt, kommt das Ausgangssubstrat für die Anzuchterde aus dem eigenen Garten (z.B. Mutterboden). Die abgekühlte Erde wird dann mit etwas Gesteinsmehl angereichert und mit neutralem Rindenhumus, ggf. Kokostfaser gut vermischt. Auch etwas Sand (10 Prozent sauberer Spielzeugsand) macht Anzuchterde nährstoffarm und locker, damit die feinen Wurzeln das Substrat gut durchdringen können. Fertig ist die eigene Anzuchterde. Wir verzichten bei Anzuchterde auf Zugaben von Kompost. Kompost kommt erst beim Umtopfen von stärker zehrenden Pflanzen wie Tomaten, Kürbis, Zucchini, Gurken, Auberginen, Paprika, Chili und Kohl zum Einsatz. Vorsicht ist auch bei gekaufter Anzuchterde geboten: Wir haben es selber schon erlebt, dass diese nicht immer frei von Trauermückenlarven sind.

Stickstoff - auf die richtige Dosis kommt es an

Organisch gebundener statt mineralischer Dünger

Da Stickstoff – vor allem als mineralischer Dünger – in der Erde sehr beweglich ist und schnell ausgewaschen wird, sind organisch gebundene Stickstoffdünger mit einer Langzeitdüngewirkung (z.B. Hornspäne, Kompost; verrotteter Mist) zu bevorzugen. Bevor die Pflanze Nährstoffe aus organischem Dünger aufnehmen kann, ernähren sich zunächst die Bodelebewesen davon und machen den Dünger pflanzenverfügbar. Daher ist ein schnell wirkender Dünger beim Topfen zusätzlich sinnvoll, z.B. Kräuterjauchen aus Brennnessel oder Beinwell. Im Gegensatz dazu lösen sich mineralische Dünger (NPK-Dünger) schnell in der feuchten Erde, was leicht zu einer Überdüngung, aber auch zu Auswaschung des Düngers führen kann. Wenn in warmen Sommern Kübelpflanzen sehr häuftig gegossen werden und es sich um stark zehrende Kübelkulturen handelt (Tomaten, Oleander) ist ein Wässern mit verdünnten Kräuterjauchen sehr hilfreich. Dabei wird die Pflanze gut durchgetränkt, damit auch die tieferen Wurzeln befeuchtet werden. Ein zuviel an Stickstoff ist aber auch nicht gut:  Alle Pflanzen reagieren auf Überdüngung, indem sie weiches, „schwammiges“ Gewebe bekommen, also nicht mehr kräftig und standfest erscheinen. Die Anfälligkeit für Pilzkrankheiten und Schädlingsbefall nimmt zu. Neben Stichstoff (N) enthalten sowohl mineralische als auch organische Dünger noch Phosphat (P) und Kalium (K). In Kompost sind zudem noch Kalzium (Ca) und viele Spurenelemente enthalten, die Pflanzen brauchen.

 

Kompost ist das Gold des Gärtners

Im Kompost pulsiert das Bodenleben

... Aber auch eine Überdüngung durch zu hohe Kompostgaben ist möglich. Allerdings lösen sich die Nährstoffe aus Kompost nicht so leicht wie aus mineralischem Dünger und bleiben sehr lange Zeit im Oberboden und damit pflanzenverfügbar. Kompost wie der Hannoversche Qualitätskompost von aha hat einen mittleren Stickstoffgehalt und einen mäßigen Salzgehalt und ist daher ein idealer Zusatz, um eine Überdüngung zu vermeiden. Dagegen sind Komposte, die überwiegend aus Gemüse- und Obstresten bestehen, sehr stickstoffhaltig und werden geringer dosiert eingesetzt. Reiner Grünkompost aus Strauchschnitt und Blättern ist hingegen nährstoffarm. Wenn dem Kompost viel Mist zugeschlagen wird, erhöht dies den Stickstoffgehalt wesentlich. Auch der pH-Wert ist wichtig. Laubkomposte sind in der Regel eher sauer und werden mit etwas Gesteinsmehl oder Algenkalk neutralisiert: Am Besten ist es, wenn Schicht für Schicht im Laubkompost mit feinen Dosen bestäubt wird; das ergibt einen guten nährstoffarmen Kompost, der - im Backofen für eine halbe Stunde erhitzt - auch als Zuschlag für Anzuchterden genutzt werden kann.

Kokos- und Holzfaser als Torfersatz für Erden

Es können auch Holz- oder Kokosfasern der selbst gemischter Blumenerde zugegeben werden. Allerdings wird beim biologischen Abbau von stark ligninhaltigen Holzfasern (einem Reststoff aus Holzwerken sind)  in der Erde viel Stickstoff verbraucht, der dann möglicherweise den Pflanzen nicht zur Verfügung steht. Es kann also zu einem vorübergehenden Nährstoffmangel kommenm bis sich das Lignin zersetzt hat. Alternativ können gepresste Kokosfasern (Kokosblcok aus Fairem Handel in Eine-Welt-Läden) Anzuchterden sowie Topferden zugegeben werden, die garantiert nicht aus Regenwaldabholzung durch Kokosplantagen stammen. Durch diese Produkte werden Kleinbauern z.B. aus asiatischen Ländern unterstützt. Bei der Klimabilanz schneidet jedoch Rindenhumus aus hiesigen Wäldern gegenüber der Kokosfaser wegen der langen Transportwege besser ab. Viele Pflanzen sollen in einem Kokosfaser-Kompostgemisch besser als in Torferden wachsen. Kokosfasern trocknen etwa genau so schnell aus wie Torf, sie nehmen aber bis zu 30 Prozentz mehr Feuchtigkeit auf. Die Kokosblocks oder Kokosziegel werden in einem Verhältnis von 1:9 bis 1:10 in Wasser aufgelöst und dann mit den übrigen „Zutaten“ gut vermischt. Wir beziehen uns hier auf Informationen Dritter, da wir dies nicht selber getestet haben.  Allerdings sollten nur solche Pflanzen auf mit Kokosfaser angereicherter Erde wachsen, die salzverträglich sind. Da viele Kokospalmen in Meeresnähe wachsen, speichern sich in Kokosfasern leicht Salze. Tomaten sind beispielsweise salzverträglich.

 

Diese Kokosfaser ist salzarm und daher unbedenkliches Substrat zum Mischen von Erden für Kübel, Balkon und Anzuchten.

Wer über seine Erfahrungen mit selbst gemischter Erde Interessantes zu berichten hat, möge sich bitte bei uns zurückmelden.

Ihr BUND Gartenteam

Literaturtipps und Bezugsquellen

  • Naturschutz beginnt im Garten - Ökologischer Nutzgarten - naturnaher Ziergarten, Hrsg.: BUND www.bund.net
  • Abtei Fulda: Kompost - Gold im Biogarten, Eigenverlag
  • Robert Sulzberger: Kompost und Wurmhumus, BLV-Verlag
  • aha: Kompostierung im eigenen Garten - Broschüre
  • BUND Region Hannover: Humus aufbauen - mit Kompostierung und Terra Preta

Bezugsquellen Kompost in der Region Hannover: Da es mittlerweile so viele Bezugsquellen für torffreie Erden gibt, ist eine jährliche Recherche überflüssig geworden: Unsere jahrelange Arbeit für torffreie Erden hat sich also gelohnt! Torffreie Erden und Kompost sind in der Region auch bei aha erhältlich auf den Deponien in Burgdorf, Lahe und Kolenfeld und auf den jährlichen Kompostmärkten von aha. Mehr dazu unter www.aha-region.de Kostenloser aha-Service ( (0800) 9991199
Bezugsquelle Kokosfaser aus fairem Handel ist in Hannover erhältlich bei:
Allerweltsladen, Limmerstr. 40, Mo – Fr 10–14, 14.30–18.30, Sa 10–14 Uhr
Bezugsquellen Zuschlagstoffe für selbstgemischte Erden: im gut sortierten Gartenfachhandel

Einkaufsführer TORFFREIE ERDEN

Hier gibt es einen Einkaufsführer mit allen großen Händlern für torffreie Erden vom BUND Bundesverband für 2023.
In der Region Hannover empfehlen wir die Hannoversche Erde mit Qualitätskompost für aha.

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