BUND Region Hannover
Mitglied werden Jetzt spenden
BUND Region Hannover

Schnecken im Garten

Schnecken im Garten

Weinbergschnecke früh morgens an der Tränke; Foto: SMW

Schnecken im Garten - Biotipps für den Umgang mit Nackt- und Gehäuseschnecken im Garten ohne Gift und Schneckenkorn

Wenn es in der warmen Jahreszeit regnet, werden die Schnecken aktiv, die sich während der trockenen Zeit versteckt im Boden oder im dichten Gebüsch vor Austrocknung schützen. Nachts fressen sich vor allem Nacktschnecken am Salat, Mangold und Kohl satt, aber auch an den zarten Spitzen von Dahlien, Tagetes und Zinnien. Deshalb sind sie in vielen Gärten nicht sehr beliebt und es wird ausgiebig Schneckenkorn gestreut. Doch dieses tötet auch die nach der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) unter Schutz stehende Weinbergschnecke und die wunderschönen, nützlichen Hain- und Gartenbänderschnecken. Hier eine Weinbergschnecke an einer Tränke im Garten ganz früh am Morgen. Später verkriecht sie sich in der dichten Vegetation.

 

Arion vulgaris bei der Paarung; Foto: Klaus Hennemann

Natürliche Gegenspieler von Nacktschnecken fördern

Die BUND Arbeitsgruppe Garten rät deshalb: Schneckenkorn ist weder ein Allheilmittel, noch gehört es in einen naturnahen, biologischen Garten. Ein natürliches Regulativ im Garten sind Amseln, Spitzmäuse, Laufkäfer, Zauneidechsen, Frösche und Kröten, die gerne einen Naturgarten bevölkern. Sie sind natürliche Feinde von Nacktschnecken und vor allem von ihren Gelegen. Hingegen wird die eingeschleppte, auch tagaktive Spanische Wegschnecke (Arion lusitanicus) ganz offensichtlich auch von Hühnern verschmäht. Auf dem Foto sind Spanische Wegschnecken bei der Paarung zu sehen.

Tigerschnegel; Foto: Jan Heeren

Aber Achtung: Nicht alle Nacktschnecken sind Kulturschädlinge. Wir hegen den Tigerschnegel, der die Eier anderer Nacktschnecken vertilgt. Er ist ein Nützling und sollte deshalb geschützt werden. Hier ist er auf dem Gras zu sehen. Manchmal befindet es sich ganz in der Nähe anderer Nacktschnecken, wie auf dem nächsten Bild zu sehen ist.

Nacktschnecken sammeln sich unter Holzbrett; Foto: SMW

Hier hilft es, gefräßige und vermehrungsfreudige Nacktschnecken zu überlisten, indem nahe den Lieblingsspeisen Holzbrettchen auf den Weg gelegt werden. Unter diesen verbergen sich Nacktschnecken nach der Mahlzeit mit Vorliebe, weil es dort feucht und dunkel ist. So lassen sie sich ganz bequem tags absammeln. Wenn dies alles nicht hilft, kannst du bei Regen oder im Dunkeln mit der Taschenlampe in den Garten gehen und Nacktschnecken von ihren Lieblingsblumen (Tagetes, Dahlien z.B.) und Gemüse (Salat, Mangold) abzusuchen. In der Regel reicht es, gezielt Pflanzen aufzusuchen, die bevorzugt gefressen werden. Eine weitere Möglichkeit ist, die von Schneckenfraß bedrohten Pflanzen mit einem biologischen Spritzmittel einzunebeln. Dazu eignet sich der Extrakt vom Lebermoos. Das in feuchten Lebensräumen natürlich vorkommende Lebenmoos hat eine biologische Abwehr gegen Schnecken entwickelt: Prof. Dr. J.-P. Frahm vom Botanischen Institut der Universität Bonn hat nachgewiesen, dass Schnecken solcherart behandelte Pflanzen selbst dann meiden, wenn ihnen keine weitere Nahrungsquelle zur Verfügung steht. Der Schutz sollte nach starken Regenfällen erneuert werden. Die alkoholische Lösung ist einfach anzuwenden; das Fläschchen Lebermooser reicht für eine Saison.

Schneckenzaun; Foto: Sibylle Maurer-Wohlatz

Schneckenzaun

Wer etwas tiefer in die Tasche greifen will, kann sich einen Schneckenzaun kaufen, um besonders gefährdete Gemüsepflanzen zu schützen. Das hindert jedoch nicht vor Nacktschnecken, die zuvor in die Erde in genau diesem Fleck des Gemüsegartens ihre Eier abgelegt haben, die dann inmitten des Schneckenzauns schlüpfen. Mehr dazu unter http://www.schneckenzaun.com/
 

Weinbergschnecke frißt nur die abgepflückten, angewelkten Blätter; Foto: SMW

Natürliche Kreisläufe im Garten fördern...
Fast alle diese Methoden schonen das Portemonnaie und auf jeden Fall die Natur und damit auch die wunderschönen, harmloseren Gehäuseschnecken aus der Familie der Schirkelschnecken, zu denen die geschützte Weinbergschnecke und die Garten- und Hainbänderschnecke gehören. Weinberg- schnecken fressen vornehmlich verwelkende Blätter, wie hier zu sehen ist. Sie lieben außerdem die Eier von Nacktschnecken als eiweißhaltige Nahrung.

 

Bänderschnecke an Johannisbeerstrauch; Foto: SMW

...und sich an der Vielfalt erfreuen

Die kleineren Bänderschnecken reinigen Pflanzen von aufsitzenden Algen und Pilzen wie auf dem Foto mit der Johannisbeere zu sehen ist. Sie gehören zu einem intakten Gartenökosystem dazu und sollten unbedingt geschützt werden. Jung und Alt können sich an ihrer Schönheit und Vielfalt erfreuen: Sie kommen in verschiedenen Farben (Morphen) in unserer Naturlandschaft und in Gärten vor: von zart gelb, rosa bis hin zu weiß-braun-schwarz gebänderten Prachtexemplaren. Wie alle Gehäuseschnecken brauchen sie Kalk, um ihre Gehäuse aufzubauen. So helfen diesen nützlichen Tieren, wenn ein Naturgarten auch mit kalkhaltigen Steine gestaltet wird. Und ist nicht die Vielfalt der Bänderschnecke eine Bereicherung für die Naturbeobachtung im eigenen Garten?

Weinbergschnecken bei der Paarung; Foto: SMW

Gegen jeden Kulturschädling ein Gift?

Manch eine Gartenlaube erinnert an leider an ein Chemielabor mit Herbiziden, Fungiziden, Insektiziden gegen jeden Kulturschädling. In den Gartenmärkten werden die Gifttheken intensiv frequentiert, leider oft zum Schaden von Mensch und Natur. Auch der Einsatz von Schneckenkorn kann, je nach Inhaltsstoffen, auch andere Tiere schädigen. Im Handel erhältliches Schneckenkorn kann das Gift Metiocarb enthalten. Es kann bei Haustieren oder Igeln zu tödlich ausgehenden Vergiftungen führen. Auch für kleine Kinder lauern hier Gefahren beim Verschlucken: Erbrechen, starker Durchfall, Atemnot können die Folge sein. Ein anderes Mittel ist Metaldehyd, das den Schnecken Wasser aus dem Körper entzieht. Dieses Granulat mit Metaldehyd ist aber auch für Warmblütler sehr giftig; es kann aber auch von Hunden mit schweren Folgen gefressen werden. Es gibt Alternativen ganz ohne Gift. Aber selbst das harmlose, im Boden natürlich vorkommende, auf Eisen-III-Phosphat basierende Schneckenkorn, wirkt nicht selektiv nur auf Nacktschnecken, sondern auch die nützlichen und schönen Gehäuseschnecken tödlich. Hier sind Weinbergschnecken zu sehen, die sich in aller Ruhe über Stunden paaren. Fazit des BUND: Gift gehört nicht in den Garten!

Nacktschneckenfrass an Tagetes; Foto: SMW

Buchtipps und Links zu Schnecken

Peter Leonhard: „Snailwatching – Die Entdeckung der Behutsamkeit – Von Schnecken und Menschen“, 2007

Tipps zur Vorbeugung im Naturgarten: Abtei Fulda „Wenn die Schnecken kommen“  www.abtei-fulda.de

Susanne Sailer: "Pflanzen, die Schnecken mögen oder meiden sowie Abwehrtipps gegen Schnecken: Die ökologische Lösung des Schneckenproblems - Gartenspass statt Schneckenfrass", 2004

 

Mehr zum ökologischen Gärtnern unter

Universum Kleingarten

BUND-Bestellkorb