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Lebensraum Hochmoor

Text: Eckard von Holdt

Der Aufwuchs von Moorbirken (Betula pubescens) und vor allem Waldkiefern (Pinus sylvestris) markiert die sehr zahlreichen Pfade auf denen die Torfstecher früher das Gebiet betraten. Die wiedervernässten Torfstiche zeigen oft ein anhaltendes, flächendeckendes Torfwachstum mit charakteristischen Pflanzen- und Tierarten. Für Schmetterlinge, Libellen und andere Kleintierarten ist das sehr abwechslungsreiche Mosaik von Kleinlebensräumen und der Windschutz durch die Baumbestände sehr förderlich. 

Auch Kranich (Grus grus), Waldwasserläufer (Tringa ochropus) und Krickente (Anas crecca) finden hier Brutbiotope. Für Vogelarten des Offenlandes ist dieses Gebiet allerdings kaum geeignet. So kommen Brachvogel (Numenius arquata), Sumpfohreule (Asio flammeus), Schwarzkehlchen (Saxicola torquata) und Wiesenpieper (Anthus pratensis) hier nur noch vereinzelt oder gar nicht mehr vor.

Die Moorbirken (Betula pubescens) sind weitgehend abgestorben und das Scheiden-Wollgras  (Eriophorum vaginatum) bildet zahlreiche Bulten. Einige Torfmoose (Sphagnum) sind eingewandert, bilden aber vermutlich noch keinen Torf, sondern werden nach dem Absterben zersetzt. Die jahreszeitlichen Wasserstandsschwankungen sind mitunter beträchtlich. Im heißen Sommern trocknen diese Fläche fast vollständig aus.

Einige hochmoortypische Tierarten nehmen solche Gebiete gut an und bilden manchmal auch große Populationen. So zum Beispiel Nordische Moorjungfer (Leuccorhinia rubicunda), Kleine Moorjungfer (Leuccorhinia dubia), Krickente (Anas crecca), Kranich (Grus grus) und Raubwürger (Lanius excubitor). Für andere, besonders empfindliche Arten sind diese Gebiete (noch?) nicht geeignet.

Die Vegetation der Moore des Harzes unterscheiden sich sichtlich von der der Tiefebene. Die Glockenheide (Erica tetralix) fehlt weitgehend, stattdessen ist die Rasenbinse (Trichophorum cespitosum) ein bestimmendes Element. Nicht die Waldkiefer (Pinus sylvestris) und auch kaum die Moorbirke (Betula pubescens), sondern die Fichte (Picea abies) bildet den Gehölzaufwuchs der trockeneren Bereiche.

Die Alpen-Smaragdlibelle (Somatochlora alpestris) hat in diesen Gebieten die einzigen Vorkommen in Norddeutschland. Die typischen Vogelarten der Flachlandmoore fehlen weitgehend, nur der Wiesenpieper (Anthus pratensis) ist häufig.

Unter anderem mit Ringelnatter (Natrix natrix), Graugans (Anser anser) und Höckerschwan (Cygnus olor) kommen hier aber auch Arten vor, die für Hochmoore untypisch sind.

Der Rundblättriger Sonnentau (Drosera rotundifolia) ist eine häufige bis sehr häufige Art sowohl intakter Moore als auch erfolgreich vernässter Torfstichflächen. Die Pflanze ist allerdings so klein, dass die meisten Besucher sie nicht bemerken.

 

 

Libellen im Hochmoor

In Norddeutschland zeigen mindestens acht Libellenarten eine deutliche bis absolute Bindung an Hochmoore und torfige Stillgewässer. 

Die individuenreichsten Arten sind allerdings oft Becher-Azurjungfer (Enallagma cyathigerum), Gemeine Binsenjungfer (Lestes sponsa), Vierfleck (Libellula quadrimaculata) und Schwarze Heidelibelle (Sympetrum danae), die sich auch in ganz andersartigen Stillgewässern entwickeln können. 

Zu den relativ flexiblen Moorarten, die auch anmoorige Teiche und vernässte industrielle Abtorfungsgebiete annehmen, gehört die Speer-Azurjungfer (Coenagrion hastulatum), die Torf-Mosaikjungfer (Aeshna juncea), die Kleine Moosjungfer (Leucorrhinia dubia) und die Nordische Moosjungfer (Leucorrhinia rubicunda). 

Erheblich anspruchsvoller ist die Hochmoor-Mosaikjungfer (Aeshna subarctica) und die Arktische Smaragdlibelle (Somatochlora arctica). Ihre Larven entwickeln sich nur an gut entwickelten, sehr nassen Torfmoosbeständen. Auch diese als hochgradig bedroht eingestuften Arten haben mehrere Vorkommen im nördlichen Bereich der Region Hannover.

In den schon seit vielen Jahrzehnten vernässten bäuerlichen Torfstichgebieten einiger Moore unserer Region dürfte die Individuenzahl der Libellen heute um ein Vielfaches höher liegen als vor der Kulturnahme. 

Die zuwachsenden kleinen Torfstiche sind ein idealer Lebensraum, in natürlichen Hochmooren sind vergleichbare Kleingewässer sehr viel seltener.

 

Tag- und Nachtfalter im Hochmoor

In Norddeutschland haben drei Tagfalterarten eine enge Bindung an sauere, nährstoffarme Moore. Es ist das Große Wiesenvögelchen (Coenonympha tullia), der Hochmoor-Bläuling (Plebeius optilete) und der Hochmoor-Perlmuttfalter (Boloria aquilonaris). Die Raupe des Wiesenvögelchen befrisst verschiedene Gräser, vermutlich vorwiegend Wollgräser, die des Bläulings Rausch-, Moos- und Preiselbeere und die des Perlmuttfalters nur Moosbeere.

Während diese Arten sowohl in Niedersachsen als auch bundesweit als hochgradig bedroht eingestuft werden, gibt es in der Region Hannover Moorflächen, wo man an einem warmen Frühsommertag alle drei in größerer Zahl beobachten kann. Mit Sicherheit haben sie aber auch in unserer Region in den letzten 200 Jahren den größten Teil ihrer Biotope verloren. Kleine Vorkommen stehen durch Austrocknung und Baumaufwuchs unmittelbar vor der Aussterben.

Auch für einige recht seltene aber nicht speziell angepasste Tagfalter sind Hochmoore bedeutende Lebensräume. Dazu zählt der Spiegelfleck-Dickkopffalter (Heteropterus morpheus), der Argus-Bläuling (Plebeius argus) und der Grüne Zipfelfalter (Callophrys rubi).

 

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