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Stellungnahme zu den zu erwartenden Folgen des geplanten Südschnellwegausbaus

21. August 2023 | Bauen, Mobilität, Umweltpolitik, Wald

Stellungnahme des BUND Region Hannover zu den zu erwartenden Folgen des geplanten Südschnellwegausbaus

  1. Die geplante Verbreiterung mit höheren erlaubten Fahrgeschwindigkeiten wird zu mehr Beschleunigungs- und Bremsvorgängen führen und auf diesem Weg zu höherer Lärm- und Abgasbelastung sowie zu erhöhter CO2-Emission, was aus Sicht des Klimaschutzes zwingend zu vermeiden ist.

  2. Der gesamte Bereich Leinemasch und Trassenwald ist eine für das Stadtklima wichtige Kaltluftquelle. Durch die vorgesehenen Rodungen wird ein erheblicher Teil dieser Kaltluftquelle zerstört, was insbesondere in den benachbarten Wohnbereichen zu höheren Außentemperaturen führen wird. Es ist bekannt, dass hohe Außen- temperaturen zu erhöhten Gesundheitsgefahren führen. Somit wird die rodungsbedingte Verringerung der Kaltluftzufuhr die gesundheitliche Belastung der Bevölkerung erhöhen mit der Folge, dass Wohlbefinden und Produktivität beeinträchtigt werden, die Schlafqualität abnimmt und dass insbesondere bei Personen mit Herz-/Kreislauferkrankungen oder Lungenerkrankungen die Gefahr schwerer Komplikationen bis zum Hitzetod zunimmt. Es ist zu erwarten, dass die bisherige Häufigkeit von Hitzetoten (in der BRD ca. 8000 in 2022) mit steigenden Außentemperaturen im Sommer rasant zunehmen wird: Jede weitere Temperaturerhöhung wird die Verschlimmerung der negativen Auswirkungen (im Extremfall Krankenhauseinweisungen und Hitzetote) nicht linear, sondern nach den biologischen Gesetzmäßigkeiten in Art einer Exponentialfunktion verstärken, wodurch es rasch zu einer Vervielfachung kommt!

  3. Die gesamte, erheblich verbreiterte Fahrbahn wird nach der jetzt geplanten Ausführungsweise weitestgehend über den Tag hinweg von der Sonne beschienen werden, während sie bislang großenteils beschattet ist. Somit wird sich der Hitzeeintrag im Sommer massiv verschlimmern, was das Stadtklima zusätzlich spürbar belasten wird – um so mehr durch das Fortschreiten des Klimawandels.

  4. Der Trassenwald ist ein wichtiger Feinstaubfilter - Feinstaub entsteht durch Fahrzeuge unabhängig von der Antriebsform v.a. durch Reifenabrieb. Die ohnehin hohe Feinstaubbelastung in der Stadt wird sich also durch Rodung des Trassenwaldes erhöhen. Feinstaub ist heutzutage die wichtigste Ursache für Atemwegserkrankungen vor allem chronischer Art. Die Rodung des Trassenwaldes wird sich also auch in Form einer erhöhten Gefährdung für das Entstehen neuer und für die Verschlimmerung vorbestehender Atemwegserkrankungen auswirken.

  5. In den Bereichen Leinemasch und Trassenwald sind gutachtlich zahlreiche geschützte Tierarten nachgewiesen worden, kürzlich wurde durch ein BUND-Mitglied auch ein Laubfrosch als Vertreter einer streng geschützten Art nachgewiesen und dokumentiert. Durch die Baumrodungen wird somit wertvoller Lebensraum zerstört, für den in weitem Umkreis kein Ersatz geschaffen werden kann. Ersatz durch Neuanpflanzungen wird ohnehin erst nach Jahrzehnten wirklich wirksam. Des Weiteren wird massiv und langwirkend die Biodiversität weiter eingeschränkt.

  6. Die Leinemasch ist ein beliebtes und hoch frequentiertes Naherholungsgebiet. Laut Planung ist im Bereich Leine-/Leineflutbrücke keine Installation von Lärmschutzwänden vorgesehen. Damit wird die Lärmbelastung in einem der wichtigsten Naherholungsgebiete der Landeshauptstadt nach dem Wegfall des Trassenwaldes wesentlich erhöht werden mit allen negativen Folgen für die Aufenthaltsqualität und für die Gesundheit und die Produktivität der Bevölkerung.

Dr. Bernd Alt

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