Hannover/Wedemark, 10.02.2023. Im Grundsatz brauchen wir alle Anstrengungen, um den Ausstieg aus fossilen Energien in der Region Hannover schnell zu erreichen. Daher ist ein entsprechendes Vorhaben von Enercity nur folgerichtig, und wir alle müssen übrigens auch nach Kräften Energie sparen! Die Frage ist aber: An welchem Standort und mit welcher Technik sollen die Windräder gebaut werden? Bisherige Vorplanungen sehen 22 große Windräder vor, die im Fuhrberger Feld errichtet werden sollen – im dortigen Trinkwassergewinnungsgebiet, das 700.000 Menschen in gut 20 Kommunen versorgt. Die Landeshauptstadt bezieht rund 90 Prozent ihres Trinkwassers von dort. Der Standort in der Wietzeaue liegt zudem im Landschaftsschutzgebiet „Forst Rundshorn-Fuhrberger Feld“ und in unmittelbarer Nachbarschaft zum Naturschutz- und Natura 2000-Gebiet „Hellern bei Wietze“.
Wenn dort nun bis zu 270 Meter hohe Windenergieanlagen (WEA) gebaut werden, könnte dies die Trinkwassergewinnung dauerhaft in Frage stellen. BUND-Vorsitzender Dr. Bernd Alt fragt kritisch und besorgt: „Damit die hohen Anlagen sicher stehen, sind tiefe Gründungen notwendig, um sie standfest zu verankern. Damit könnten grundwasserführende Schichten angebohrt und mit Keimen verseucht werden. Das wäre das Aus für die Trinkwassergewinnung. Wie gedenkt Enercity sicherzustellen, dass das nicht passiert?“
Außerdem haben sich in vielen Bereichen im Fuhrberger Feld und im Forst Rundshorn aus den ehemaligen Kiefernmonokulturen artenvielfältige Laubmischwälder entwickelt. Die Mär, es handele sich hier nur um ökologisch wertlose Kiefernkulturen, stimmt schon lange nicht mehr. Laubmischwälder sind sowohl für die Trinkwasserneubildung besonders wertvoll als auch für die Artenvielfalt, die sich hier wieder entwickelt hat. „Teile dieser Wälder sind als Standorte für WEA geplant, aber dürfen aus Sicht des BUND auf keinen Fall zerstört und beeinträchtigt werden, denn sie sind die vitalen und artenreichen Hotspots, die als Mischwälder mit heimischen Arten dem Klimawandel und der damit verbundenen Hitze und Trockenheit am besten trotzen,“ betont der BUND-Vorsitzende. „Durch diese Mischwälder dürfen deshalb auch auf keinen Fall Schneisen für Zuwege und WEA geschlagen werden!“
Im Übrigen behält sich der BUND vor, im Zuge des Beteiligungsverfahrens zum Regionalen Raumordnungsprogramm (RROP), das Vorranggebiete für die gesamte Region Hannover festlegen soll, die Standortalternativen miteinander abzugleichen, um gegebenenfalls regionsweit Flächen zu finden, die weniger Konflikte zu Trinkwasserschutz, Natur und Landschaft verursachen. Nach den Worten Alts „...ist es gut, Wind zu machen, aber wir müssen bei der Standortwahl für WEA behutsam sein, wenn wir nicht in Form von zusätzlichem Artensterben, Naturzerstörung und Trinkwasserknappheit Sturm ernten wollen“.
Rückfragen: Dr. Bernd Alt
Email: bernd.alt(at)bund-region-hannover.de