BUND fordert, auf den Baumwipfelpfad zu verzichten!

27. Mai 2021 | Wald, Stadtentwicklung

 (Kristina Bastian)

BUND: Keinen Walderlebnispfad in einem gestressten Stadtwald

„Waldwissenszentrum“ klingt gut und ist ja auch von der Zielsetzung her toll: Umweltbildung auszuweiten kann gewiss nicht verkehrt sein. „Walderlebnispfad“ bis in die Baumwipfel bietet Erlebnisse und Spaß, und es ist sicher auch schön, in einer Zeit, in der im Klimawandel großflächig Wälder absterben, nochmal auf dann hoffentlich noch vitale Bäume auch von oben aus schauen zu können. Aber ist das nicht eines kleines bisschen so, als wollte man eine Kreuzfahrt in die Arktis machen, um Eisberge zu sehen, bevor sie ganz wegschmelzen?

Waldverträglich soll der Pfad sein, sagt die Umweltdezernentin. Das lässt erst mal aufatmen, aber wieviel verträgt der Wald - auch als Lebensraum und Rückzugsgebiet für die dort lebenden Tierarten? Die kann man auch aus respektvoller Distanz mit dem Fernglas beobachten, ohne selbst die Wipfel zu bevölkern. Treten wir doch mal einen Schritt zurück und fragen uns, woher der Klimawandel und das massive Artensterben rühren: Es sind nicht primär CO2 und Ackergifte, sondern es ist unser Denken und Wirtschaften im Ganzen, mit dem wir nahezu alles machen, was technisch machbar ist und alles konsumieren, was konsumierbar ist. Genau das ist es, was CO2 in die Atmosphäre bringt.

 

BUND: Nicht alles was machbar ist, muss auch gemacht werden

Wir nennen das dann gerne Fortschritt, weil wir danach scheinbar mehr haben als vorher. Wieviel weniger wir im Gegenteil haben (Tier- und Pflanzenwelt) und wie gefährlich das ist (Umweltgifte in Böden und Gewässern, Klimawandel, Rohstoffverknappung…), macht sich oft erst viel später bemerkbar. Ist es daher nicht Zeit, sehr ernsthaft zu überlegen, ob wir künftig definitiv nicht mehr alles machen sollten, was machbar ist? Also nicht noch zusätzlichen Nutzungsdruck auf die Natur und auch auf unseren Stadtwald auszuüben, indem dort Dinge installiert und Menschen mit ihrem Lärm und ihrem gerne hinterlassenen Müll in die Baumwipfel gelockt werden? Sollten wir nicht endlich mal ein Beispiel dafür geben, dass wir begriffen haben und dass wir es uns auch mal verkneifen können, etwas zu bauen und auszunutzen, was zwar einen gewissen Reiz hat, aber nicht wirklich notwendig ist und dessen „Waldverträglichkeit“ sich mehr auf Mutmaßung als auf gesicherte Erkenntnis stützt?

 

BUND: Baumwipfelpfad macht besseren Naturschutz? Ein Märchen!

Klimalüge mal anders: „Das ist doch nicht schlimm“, was da ohne Notwendigkeit geplant oder gemacht wird, „das macht doch gar nichts aus“. Doch, gelogen, es ist schlimm: Weil es die Denkmuster zementiert und die Handlungsweisen fortsetzt, die uns in eine sich gerade richtig zuspitzende Katastrophe geführt haben. Tut ja noch gar nicht weh? Das ändert sich…

Die Jagd nach „höher, schneller, weiter, mehr“ hat uns an den Abgrund geführt, also sollten wir unsere Denkmuster und Zielsetzungen anpassen und uns vergegenwärtigen: Wenn man am Abgrund steht, ist ein Schritt zurück ein Fortschritt.

Wenn die Prognosen vieler Waldexperten eintreffen, werden in den nächsten 10-20 Jahren auch Buchen und Eichen den Kiefern und Fichten folgen und ebenfalls sterben, wenn wir so wie bisher weiter wirtschaften. Welchen Spaßfaktor soll dann ein Baumwipfelpfad haben, von dem aus man fast nur noch auf Baumgerippe, Baumstümpfe und kümmerliche Jungbäume blickt?

Konzentrieren wir uns auf Schonung, Vorsorge und Erhaltung und verzichten wir auf Ausbau für noch mehr Konsumismus, der sich Stück für Stück weiter in Wald und Flur hineinfrisst!

 

Für Rückfragen:
Dr. Bernd Alt, 0172 430 1882, Email: altnetz@htp-tel.de

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