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Bund Ackergruppe fährt Ernte ein

05. September 2021 | Bienen, Garten, Insekten, Landwirtschaft, Nutzpflanzenvielfalt

BUND-Ackergruppe fährt die Ernte ein Schwerpunkt sind in diesem Jahr alte Busch- und Stangenbohnen / Tomatensorten leiden unter Kraut- und Braunfäule

Die Erhaltung alter Nutzpflanzensorten – dafür setzt sich die Pattenser BUNDAckergruppe ein. Weil diese alten Sorten Eigenschaften wie Resistenzen gegen bestimmte Krankheiten und eine unglaubliche Geschmacksvielfalt besitzen, sind sie auch so wertvoll für professionelle Pflanzenzüchter. Zurzeit wird es auf dem BUND-Acker immer bunter. „Die Pracht der vielen Sonnenblumen und anderen Sommerblumen zieht Hummeln und Wildbienen magisch an“, freut sich Sabine Heumann aus der Ackergruppe, „denn davon profitieren die Nutzpflanzen in der „Nachbarschaft“ wie Bohnen, Kürbisse und Zucchini, für die diese Bestäuber unentbehrlich sind und zugleich schaffen wir so
eine Oase für Insekten.“
Schwerpunkt in diesem Jahr ist die Erhaltung und das Testen von alten deutschen Busch- und Stangenbohnen, wie Sibylle Maurer-Wohlatz von der BUND-Ortsgruppe und Naturschutzbeauftragte für Pattensen erklärt: „Da gibt es neben „Hinrichs Riesen Goliath“, „Berliner Brech“, die „Hamburger Glasnieren“ oder die „Harzer Flagelot“. Diese Sorten sind im Handel nicht mehr erhältlich. Das Saatgut dafür hat die staatliche Saatgutbank IPK Gatersleben bereitgestellt. Wir testen alle Sorten, ob sie zart und fadenlos sind oder eher getrocknet als Körnerbohnen für den Winter geeignet sind. Einmal vermehrt, können im nächsten Jahr „Paten“ und „Patinnen“ die Bohnen weiter anbauen, essen, aber vor allem auch wieder vermehren. So könnten von Jahr zu Jahr diese tollen alten Sorten wieder in die Gärten Einzug halten“.

Leider ist die Erhaltung von vielfältigen Tomatensorten nicht gut gelungen; sie sind fast alle Opfer der Kraut- und Braunfäule geworden. Dietrich Wohlatz, passionierter Tomatenerhalter der Gruppe hat über Wochen liebevoll die vielen Pflanzen ausgegeizt, angebunden und behütet: „Sie waren voller großer Tomaten, die nach dem starken Regen im Juli und der anschließenden hohen Luftfeuchtigkeit innerhalb von kurzer Zeit alle den Pilzen zum Opfer fielen.“ Nur die Sorten Humboldtii, eine rote Wildtomate, und die kleine Bolivianische Obsttomate hätten durchgehalten. „Im nächsten Jahr wollen von Anfang an die Tomaten gegen den Pilzbefall vorbeugend
stärken.“
Dennoch sind die sechs Mitglieder der BUND-Ackergruppe zufrieden, weil viele andere Gemüse gut gewachsen sind, auch Möhren für den Eigenbedarf ebenso wie Kohl, Mangold und Rote Beete.

Wie bei den verschiedenen Gemüsearten jeweils professionell Saatgut gewonnen werden kann, interessiert vor allem Anke Rauch: „Je nach Gemüse ist das sehr unterschiedlich. So müssen Tomatensamen erst einmal zwei Tage in einem
geschlossenen Glas gären, dann in einem feinen Sieb gewaschen und auf normalem Papier - bitte kein Krepppapier - 14 Tage getrocknet werden, bevor die
Samen in einem kleinen Schraubglas aufbewahrt werden für die nächsten Jahre.
Weil Tomatensamen ein paar Jahre haltbar sind, brauchen wir nicht jede Sorte jedes Jahr unbedingt anbauen.“ Ob alle vier Erhaltungs-Maissorten noch ausreichend reifen, wissen wir erst in den nächsten Wochen, denn zwei Sorten blühen gerade erst jetzt und brauchen noch mindestens 5 bis 6 Wochen, um erntefähige Kolben auszubilden, wie Naturschutzbeauftragte erklärt. Der Klimawandel sei also für das Gärtnern eine Herausforderung. Um den Boden und das Bodenleben zu stärken, wachsen zwischen dem Gemüse fast überall Gründünger wie Buchweizen, Perser- und Inkarnatklee.

Nicht nur eine Fülle von nützlichen Insekten, auch andere Tiere besuchen die Ackerfläche: So haben sich sowohl Silke Dahl aus der Ackergruppe als auch die Rehe, die sich hier getummelt haben, gegenseitig erschrocken, als sie sich
nachmittags hier begegnet sind… Waschbären kommen in der Nacht auf leisen Pfoten, um den fast reifen Mais zu fressen. Dank der Kooperation mit der Jägerschaft und dem Flächeneigentümer konnte eine Waschbärenfalle aufgestellt
werden. Sonst wäre wohl kein Kolben übrig geblieben…
Ab und zu wird gemeinsam Gekochtes genossen; so hat Ackergruppenmitglied Christa Scharnofske ein äußerst schmackhaftes und gesundes Ofengemüse für alle
zubereitet. Dazu gab es selbst gebackenes Kürbisbrot. Wer mehr über alte Nutzpflanzen und ihre Erhaltung erfahren möchte, dem hilft die BUND-Ackergruppe gerne weiter. Bei Interesse bieten wir einen Bilderworkshop im
Winter dazu an.

BUND Ortsgruppe Pattensen - Ansprechpartnerin: Sibylle Maurer-
Wohlatz - mobil: 0160-8416523; Email: smw@nds.bund.net

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