BUND Ackergruppe Pattensen

BUND Nutzpflanzenvielfalts-Acker in Pattensen

Direkt neben dem gemüseBEET der Familie Tina und Christian Redeker bewirtschaftet die BUND Ackergruppe Pattensen eine Fläche, auf der Rote-Liste und andere vom Aussterben bedrohte Gemüsesorten erhalten werden. Wenn das Gemüse dann blüht, im zweiten Jahr z.B. Rote Bete und Grünkohl werden die Blüten von einer Vielzahl von Wildbienen, Käfern und anderen Bestäubern besucht. Die zweijährigen Sorten überwintern in Kübeln und werden im Folgejahr wieder auf dem Pachtacker gepflanzt. Wir lassen dann die Samen ausreifen und gewinnen Saatgut, dass anschließend noch aufwändig gereinigt werden muss. Beim Anbau z.B. von verwandten Sorten halten wir weite Abstände zwischen den Sorten, damit sie sich nicht verkreuzen. Salate, Erbsen, Tomaten, Bohnen, Zucchini und Mais blühen bereits im ersten Jahr. Das macht die Saatguternte einfacher.

Die Pachtfläche bietet auch Platz für einjährige Wildblumen und Bauerngartenblumen, die unserer Insektenvielfalt Pollen und Nektar bieten. Im mehrjährigen Staudenbeet am Kompostplatz wachsen auch heimische Wildstauden, wo Insekten überwintern können. Die Fläche ist auch eine Außenstelle des von der Gartenregion Hannover geförderten Projekts "Grüne Arche". Im Sommer bieten wir - wenn es das Wetter erlaubt - Führungen über den Acker an.

Im Sommer 2024 wird dies voraussichtlich entweder am 11. oder 18 August sein - je nach Wetterlage. Bei Interesse bitte schon einmal voranmelden unter: smw(at)bund-region-hannover.de

Saatgutgewinnung bei Tomaten

Bolivianische Obsttomate

Damit Tomatensaatgut möglichst lange haltbar und keimfähig ist, hier auf YouTube eine Anleitung dazu:

BUND-Ackergruppe fährt Ernte ein

Schwerpunkt waren 2021 historische Busch- und Stangenbohnen / Tomatensorten leiden unter Kraut- und Braunfäule

Die Erhaltung alter Nutzpflanzensorten – dafür setzt sich die Pattenser BUND-Ackergruppe ein. Weil diese alten Sorten Eigenschaften wie Resistenzen gegen bestimmte Krankheiten und eine unglaubliche Geschmacksvielfalt besitzen, sind sie auch so wertvoll für professionelle Pflanzenzüchter.

Zurzeit wird es auf dem BUND-Acker immer bunter. „Die Pracht der vielen Sonnenblumen und anderen Sommerblumen zieht Hummeln und Wildbienen magisch an“, freut sich Sabine Heumann aus der Ackergruppe, „denn davon profitieren die Nutzpflanzen in der „Nachbarschaft“ wie Bohnen, Kürbisse und Zucchini, für die diese Bestäuber unentbehrlich sind und zugleich schaffen wir so eine Oase für Insekten.“

Schwerpunkt in diesem Jahr ist die Erhaltung und das Testen von alten deutschen Busch- und Stangenbohnen, wie Sibylle Maurer-Wohlatz von der BUND-Ortsgruppe erklärt: „Da gibt es neben „Hinrichs Riesen Goliath“, „Berliner Brech“, die „Hamburger Glasnieren“ oder die „Harzer Flagelot“. Diese Sorten sind im Handel nicht mehr erhältlich. Das Saatgut dafür hat die staatliche Saatgutbank IPK Gatersleben bereitgestellt. Wir testen alle Sorten, ob sie zart und fadenlos sind oder eher getrocknet als Körnerbohnen für den Winter geeignet sind. Einmal vermehrt, können im nächsten Jahr „Paten“ und „Patinnen“ die Bohnen weiter anbauen, essen, aber vor allem auch wieder vermehren. So könnten von Jahr zu Jahr diese tollen alten Sorten wieder in die Gärten Einzug halten“.

Beginnende Kraut- und Braunfäule an Tomatenpflanze

Leider ist die Erhaltung von vielfältigen Tomatensorten nicht gut gelungen; sie sind fast alle Opfer der Kraut- und Braunfäule geworden. Dietrich Wohlatz, passionierter Tomatenerhalter der Gruppe hat über Wochen liebevoll die vielen Pflanzen ausgegeizt, angebunden und behütet: „Sie waren voller großer Tomaten, die nach dem starken Regen im Juli und der anschließenden hohen Luftfeuchtigkeit innerhalb von kurzer Zeit alle den Pilzen zum Opfer fielen.“ Nur die Sorten Humboldtii, eine rote Wildtomate und die kleine Bolivianische Obsttomate hätten durchgehalten. „Im nächsten Jahr wollen von Anfang an die Tomaten gegen den Pilzbefall vorbeugend stärken.“

Dennoch sind die sechs Mitglieder der BUND-Ackergruppe zufrieden, weil viele andere Gemüse gut gewachsen sind, auch Möhren für den Eigenbedarf ebenso wie Kohl, Mangold und Rote Beete.

Wie bei den verschiedenen Gemüsearten jeweils professionell Saatgut gewonnen werden kann, interessiert vor allem Anke Rauch: „Je nach Gemüse ist das sehr unterschiedlich. So müssen Tomatensamen erst einmal zwei Tage in einem geschlossenen Glas gären, dann in einem feinen Sieb gewaschen und auf normalem Papier - bitte kein Krepppapier - 14 Tage getrocknet werden, bevor die Samen in einem kleinen Schraubglas aufbewahrt werden für die nächsten Jahre. Weil Tomatensamen ein paar Jahre haltbar sind, brauchen wir nicht jede Sorte jedes Jahr unbedingt anbauen.“

Ob alle vier Erhaltungs-Maissorten noch ausreichend reifen, wissen wir erst in den nächsten Wochen, denn zwei Sorten blühen gerade erst jetzt und brauchen noch mindestens 5 bis 6 Wochen, um erntefähige Kolben auszubilden. Der Klimawandel sei also für das Gärtnern eine Herausforderung. Um den Boden und das Bodenleben zu stärken, wachsen zwischen dem Gemüse fast überall Gründünger.

Nicht nur eine Fülle von nützlichen Insekten, auch andere Tiere besuchen die Ackerfläche: So haben sich sowohl Silke Dahl aus der Ackergruppe als auch die Rehe, die sich hier getummelt haben, gegenseitig erschrocken, als sie sich nachmittags hier begegnet sind… Waschbären kommen in der Nacht auf leisen Pfoten, um den fast reifen Mais zu fressen. Dank der Kooperation mit der Jägerschaft und dem Flächeneigentümer konnte eine Waschbärenfalle aufgestellt werden. Sonst wäre wohl kein Kolben übrig geblieben…

Ab und zu wird gemeinsam Gekochtes genossen; so hat Ackergruppenmitglied Christa Scharnofske ein äußerst schmackhaftes und gesundes Ofengemüse für alle zubereitet. Dazu gab es selbst gebackenes Kürbisbrot.

Wer mehr über alte Nutzpflanzen und ihre Erhaltung erfahren möchte, dem hilft die BUND-Ackergruppe gerne weiter. Bei Interesse bieten wir einen Bilderworkshop im Winter dazu an: smw@bund-region-hannover.de

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