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Wildbienen auf Gründächern

Mit dem Wort Biene wird vor allem die Honigbiene assoziiert. Doch diese ist nur eine Bienenart unter vielen. Von den über 580 Wildbienenarten (wie z. B. Hummeln, Masken- und Furchenbienen) kommen alleine in Niedersachsen etwa 360 vor. Sie sind die wichtigsten Bestäuber unserer Obstbäume und Beerensträucher sowie vieler weiterer Kulturpflanzen. Aber sie sichern auch die Fortpflanzung der Wildpflanzen und damit die biologische Vielfalt unserer Landschaften. Doch die Existenz der Wildbienen ist zunehmend bedroht. Das rätselhafte Bienensterben der letzten Jahre wird auf ein unheilvolles Zusammenspiel von gesteigertem Pestizideinsatz, einem Nahrungsmangel an Pollen und Nektar sowie der Verluste offener Nistmöglichkeiten, hervorgerufen durch Monokulturen in der Landwirtschaft und dem Verschwinden von Acker- und Wegrändern und Säumen, zurückgeführt. Aus diesen Gründen ist es wichtig auch alle künstlich hergestellten Grünflächen (wie z. B. Gründächer) für Wildbienen attraktiv zu gestalten. So können mit Mauerpfefferarten (Sedum sp.) extensiv begrünte Dächer, die nur eine Substratdicke von ca. 6 bis 8 cm besitzen, potenzielle Lebensräume für die Wildbienen sein, wenn bei der Anlage des Gründaches einige - nicht aufwendige - aber wichtige Bedingungen eingehalten werden. Welche Maßnahmen sind zu treffen?

Besonders begrünte Dächer, die zumeist selten betreten und extensiv gepflegt werden, könnten Wildbienen Nahrungs- und Nistmöglichkeiten bieten. Aus diesem Grund ist es wichtig, zu untersuchen, inwieweit begrünte Dächer tatsächlich von Wildbienen genutzt werden. Dabei ist zu betrachten, für wie viele und für welche Arten sie eine Rolle spielen, wie viele Individuen insgesamt von begrünten Dachflächen profitieren können und welche Dachstrukturen und Begrünungsformen geeignet sind. Deshalb hat der BUND Region Hannover zusammen mit dem Experten Dipl.-Biol. Rolf Witt in 2015 eine Vorstudie über das Vorkommen von Stechimmen (zu denen auch Wildbienen zählen) auf ausgewählten Gründächern in Hannover erstellt. Das Projekt "Vorstudie zu Stechimmen auf Gründächern in Hannover" wurde weitgehend aus Mitteln der Niedersächsischen BINGO-Umweltstiftung finanziert.

Förderung von Wildbienen auf Gründächern

1. Substratwahl

Die großen Systemhersteller wie BAUDER, OPTIGRÜN, ZINCO u. a. bieten für extensiv begrünte Dächer Standardsubstrate an. Um die Vielfalt zu erhöhen, ist zu empfehlen, an einigen Stellen kleine nährstoffarme Hügel (mind. 15 bis 20 cm Substratdicke) aus bindigem Sand zusätzlich aufzubringen, in denen viele Arten ihre Nester bauen können. Außerdem kann man kleine drainierte Kisten oder Tröge, die in die Dachfläche integriert werden, mit verschiedenen Substraten füllen, um den Nistansprüchen diverser Wildbienen zu entsprechen.

Gründach mit Totholzelement Gründach mit Totholzelement

2. Strukturelemente

Mit dem Ausbringen einiger strukturierter Natursteine (größer als 30 cm) oder Minitrockenmauern, Totholz (Holzklötze, Äste) oder hohlen und markhaltigen Stängeln können Nistmöglichkeiten für andere Wildbienenarten geschaffen werden. Von den meisten angebotenen, sogenannten „Insektenhotels“ ist aufgrund diverser Fehlkonstruktionen fast immer dringend abzuraten. Grundsätzlich sind diese „Unterkünfte“ gegen Starkregen zu schützen. Einige besondere Mauerbienen nisten sogar in Schneckenhäusern: gesammelte leere Schneckengehäuse bereichern so auf einfache Weise das Nistplatzangebot, wenn diese auf natürlichem Substrat ausgelegt werden.

Sedum-Kräuter-Vegetation auf einem Gründach Sedum-Kräuter-Vegetation

3. Bepflanzung

Die Standardbepflanzung, die in der Regel von dem Fachbetrieb vorgenommen wird, besteht aus ca. 7 bis 8  Sedumarten (Sedum reflexum, S. album, S. hybridum, S. lydium, S. spurium,  S. sexangulare u. a.) und wird oft  auch durch Schnittlauch, Dachwurz und die Felsennelke ergänzt. Alle diese Pflanzen haben Strategien entwickelt, um längere Trockenheiten zu über-stehen und das auf geringen Substratdicken. Diese Pflanzenarten bieten Wildbienen leider nur sehr eingeschränkt eine Nahrungsgrundlage. Das Pflanzenspektrum kann aber schon auf einfache Weise erweitert werden. So bieten sich auch mediterrane Küchenkräuter wie z. B. Lavendel, Salbei, Ysop, Wilder Majoran, Thymian, Rosmarin, Bohnenkraut an, um Wildbienen zu fördern.
Zwar sind diese nicht so resistent gegen längere Trockenheiten wie einige Sedumarten, aber viele regenerieren sich, wenn es wieder regnet oder samen sich auch wieder aus. Durch ein vielfältigeres Blühangebot werden auf dem Gründach nistende Wildbienen direkt Pollen für die Fortpflanzung und Nektar für den Energiebedarf bereitgestellt. Gefördert werden aber auch in weiterer Entfernung vorkommende Wildbienen.

Gründach mit Bienenstock Gründach mit Bienenstock

4. Wildbienen oder Honigbiene

Auf das Aufstellen von Hummelkästen sollte aufgrund der sehr ungünstigen Mikroklimabedingungen im Hochsommer verzichtet werden. Auf Gründächern, bei denen die Förderung von Wildbienen und anderen heimischen Blütenbesuchern im Vordergrund steht, sollten auch keine Honigbienenvölker gestellt werden.

Mit diesen einfachen Maßnahmen kann also ein einfaches extensiv begrüntes Dach sich zu einem Hotspot der biologischen Vielfalt entwickeln.  

Hier finden Sie weitere Informationen zu Wildbienen und Dachbegrünungen:

Infoblatt (PDF)

Webseiten
https://www.bund-niedersachsen.de/themen/tiere-pflanzen/wildbienen/
www.wildbienen.info

Literatur
Westrich, P. (2013): Wildbienen – Die anderen Bienen. Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München

Fachliche Beratung
Dipl.-Biol. Rolf Witt
www.umbw.de

Kontakt

Jana Lübbert und Gerd Wach


Grotestraße 19 30451 Hannover E-Mail schreiben Tel.: 0511 70 03 82 47

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