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Terra Preta im Humboldt-Nationalpark

Im Oktober 2016 richtete der Hurrikan Matthew starke Zerstörungen am Atlantik in der Region zwischen Maisí, Baracoa bis zum Alexander von Humboldt Nationalpark an. An vielen Orten wurden vor allem Kokospalmen und höhere Bäume umgeworfen. Die Vegetation war nach dem Hurrikan durch die hohen Geschwindigkeiten des Sturm regelrecht verbrannt. Die Ernte und vor allem die fruchttragenden Bäume weitesgehend zerstört.

In dieser Region nahe dem Nationalpark, der zugleich Weltnaturerbe ist, werden neben Kakao und Kokos für die Kakao- und Kokosfabriken in Baracoa auch Obst, Gemüse und Knollenfrüchte für den eigenen Bedarf und die regionale Versorgung angebaut. Das sind extreme Herausforderungen für die Menschen in dieser Region, von denen die meisten als Kleinbauern sind.

Nur die heimischen Palmen, die Königspalme und einige andere endemische Palmenarten haben den Hurrikan gut überstanden. Sie sind seit Jahrhunderten an Hurrikans gewöhnt und trotzen den Naturgewalten. Das Wort Hurrikan kommt aus der alten indigenen Sprache und bezeichnet den Gott Hurracan, der Zerstörung, aber auch fruchtbaren Regen bringt mit den Tiefdruckgebieten den Tropensturms.

Im Humboldtpark und den Pufferzonen ist es Ziel, die Produktion von natürlich angebauten Lebensmitteln zu stärken. Eine Biozertifizierung wird angestrebt, damit die Kleinbauern ein etwas besseres Einkommen für ihre Produkte erhalten. Dabei spielt die Bodenfruchtbarkeit eine zentrale Rolle. Gemeinsam mit den Mitarbeitern des Humboldtparks im Sektor Baracoa sowie den Kleinbauern in der Pufferzone des Parks wurden deshalb Terra Preta-Workshops geplant und durchgeführt.

Im gemeinsamen Gespräch wurde so die Idee entwickelt, die landwirtschaftlichen Böden im Park nach der uralten Methode der Terra Preta Kulturtechnik zu stabilisieren. Dazu gab es einen ersten gemeinsamer Workshop mit Campesinos im Nationalparkhaus. Seit dieser Zeit bilden die Kolleg*innen weitere Multiplikatoren aus. Ziel ist es, die Bodenerosion zu reduzieren und Humus in den Böden anzureichern, denn die mineralischen Böden (Ferrasole) sind in diesen Bereichen sehr humusarm. Eine kurze Anleitung zur Herstellung von Terra Preta ist hier in spanischer Sprache zu finden, die wir gemeinsam mit unserer Naturschutz-Kollegin vom Humboldt-Park erstellt haben.

Durch die in dieser Region sehr häufigen tropischen Regen und Starkregen während der Tiefdruckgebiete in Hurrikanzeiten werden die mineralischen Böden, wenn sie nicht flächendeckend durch Vegetation (Untersaaten) bedeckt sind, in den Atlantik gespült. Mit Hilfe der in den amerikanischen Tropen vielerorts genutzten Terra Preta Kultur können die Böden stabilisiert werden. Dazu wird Pflanzenkohle aus Holzresten in Erd-KonTikis vor Ort hergestellt und mit organischen Resten aus der Landwirtschaft und tierischem Dünger kompostiert. Dieser Kompost kann dann zum Anbau von Obst und Gemüsekulturen verwendet werden. Außerdem werden die wertvollen Nährstoffe aus dem tierischen Dünger durch Pflanzenkohle im Boden gehalten. Die aquatischen Ökosysteme im Nationalpark, die Korallenriffe, können zugleich vor Nährstoffeintrag geschützt werden. Das ist ein besonders wichtiges Anliegen der Nationalparkverwaltung.

Zwei VertreterInnen des BUND haben nach dem Hurrikan im Dezember 2016 eine Spende mit Werkzeug u.a. benötigtem Material zur Reparatur der Schäden am Nationalparkhaus mit gemeinsamen Workshops zu diesem Thema verbunden. Die Kolleg*innen vom Humboldtpark schulen dauerhaft die Kleinbauern weiter, wohl wissend, dass es sich zugleich um eine uralte Kulturtechnik ihrer indigenen Vorfahren handelt, die dadurch wieder belebt wird und mit der sie sich identifizieren können. Außerdem ist die Herstellung von Holzkohle eine vertraute, viel genutzte Technik. Holzhaltige Reste gibt es in diesem Teil Kubas genug; sowohl durch Hurrikanschäden als auch durch Naturschutzmaßnahmen, wenn invasive Gehölze gefällt werden.

Download auf Spanisch - die Ergebnisse des Workshops

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